Gottesdienst der evangelisch-lutherischen Kirche in Äthiopien (EECMY)ania (ELCT)

Äthiopische Evangelische Kirche Mekane Yesus

Die Anfänge der Äthiopischen Evangelischen Kirche Mekane Yesus (EECMY) liegen in der Missionstätigkeit lutherischer und reformierter Missionsgesellschaften aus Skandinavien, Nordamerika und Deutschland zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Mit über 9,3 Millionen Mitgliedern ist die EECMY mittlerweile weltweit die größte lutherische Kirche. Schon lange ist sie nicht mehr auf europäische Missionare angewiesen, sondern sendet selber Menschen in anliegende Staaten aus, leitet selber Schulen und Hospitäler. Zugleich betreibt sie Entwicklungs- und Aufklärungsarbeit in vielen Teilen des Landes in den Bereichen Ernährungssicherheit und Wasserversorgung wie auch Geburtenkontrolle und Genitalverstümmelung.

Als Partnerkirche ist die EECMY der EKBO und der Evangelischen Landeskirche Anhalts verbunden. Besonders die Partnerschaftsbeziehungen zu den sog. Synoden (Landeskirchen) im Westen und Süden Äthiopiens sind intensiv. Dem Berliner Missionswerk liegt vor allem die theologische Ausbildung – besonders die von Frauen - in den verschiedenen regionalen Seminaren und an der Hauptausbildungsstätte in Addis Abeba am Herzen. Ebenso fördert es mithilfe von Gemeinden und Kirchenkreisen kleinere Entwicklungshilfeprojekte wie Wasseraufbereitung oder Getreidemühlen. Es arbeitet mit der Gudina-Tumsa-Stiftung zusammen und hilft ihr, durch Publikationen und theologische Seminare das theologisch-geistliche Erbe des 1979 ermordeten Generalsekretärs der EECMY zu bewahren und zu verbreiten.

Machtwechsel
Die Lage der EECMY im neuen Äthiopien hatte sich seit dem Machtwechsel 2018 sehr verbessert. Plötzlich war Öffentlichkeitsarbeit möglich, Fernseh- und Radioprogramme wurden vorbereitet, die aktive Einmischung in die Gesellschaft erwünscht. Kirchenpräsident Dr. Yonas Yigezu betonte damals aber auch, dass sich die Kirche „zu keiner Zeit mundtot habe machen lassen, um für Demokratie einzutreten“. Nun sei „Neutralität und aktives Engagement“ gefragt. 2019 erhielt Präsident Abiy Ahmed insbesondere für seine Aussöhnungspolitik mit dem nördlichen Nachbarland Eritrea den Friedensnobelpreis zuerkannt. Und dann die Katastrophe: Im November 2020 entwickelte sich innerhalb weniger Tage ein Bürgerkrieg in Tigray, in dessen Verlauf die von Ahmed befehligten äthiopischen Streitkräfte sowie deren Verbündete Massaker und anderweitige Gräuel an der Bevölkerung begingen. Die politische Analyse, wie der Friedensbringer in so kurzer Zeit zum Kriegstreiber mutieren konnte, ist vielschichtig. Bei allem Misstrauen waren auch die Diasporagemeinden hier in Berlin zuerst voller Hoffnung. Viele besuchten 2019 ihr Heimatland. Nun rätseln alle über die Motive der Regierung, die direkte Konfrontation in Tigray zu suchen. Politisch hat ihm sein Kriegskurs nicht geschadet: Im Oktober 2021 wurde Abiy Ahmed offiziell für eine zweite Amtszeit von 5 Jahren vereidigt.

Bürgerkrieg
Der grausame Krieg in Äthiopien hält auch 2022 an. Die Mekane Yesus Kirche befindet sich in einer fortgesetzten Zerreißprobe, da sie landesweitaufgestellt ist und neben der Hauptethnie der Oromo und der Amhara weitere Ethnien umfasst, auch Menschen aus Tigray. Sie sitzt sprichwörtlich zwischen den Fronten und hat sich öffentlich nie zu dem Krieg geäußert. Die Kommunikation zu den Geschwistern riss aber nie ab. Es ist bewundernswert, wie unsere Partner in dieser Situation ihre Projekte weitertreiben. So konnten 2020 mehr junge Frauen ihr Theologiestudium abschließen als je zuvor und haben nun endlich eine eigene Unterbringung in Arba Minch. Sowohl in Dembi Dollo als auch in Arba Minch generieren die neuen Hostienbackmaschinen, die das Berliner Missionswerk gemeinsam mit der Ev. Landeskirche Anhalts gesponsert hatte, durch den Verkauf der Hostien Einkommen. Das große Brunnenprojekt im Süden ist mit Unterstützung des Berliner Kirchenkreises Nord-Ost kurz vor der Fertigstellung. In Chanka läuft auch durch die Treue der Kirchengemeinde in Schmöckwitz die AIDS-Hilfe weiter.