Mission Reflexion

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Einleitung

Diese Ausstellung lädt Sie dazu ein, anhand der 200-jährigen Geschichte der Berliner Mission den Missionsgedanken zu reflektieren. Welche Ideen, Erwartungen, Fragen und Auswirkungen brechen sich am Werdegang der Mission im Spiegel der Geschichte? Dabei ist es uns wichtig, unterschiedliche Perspektiven darzustellen und die Verflechtungen mit den jeweiligen – auch kolonialen – Weltbildern offen zur Sprache zu bringen.

Viele der historischen Dokumente verwenden problematische Begrifflichkeiten. Wir wollen sie nicht verschweigen und gleichzeitig deutlich machen, dass sie unserem heutigen Sprachgebrauch und unserer Einstellung widersprechen. Wir „stören“ daher diskriminierende Begriffe sowohl bei der Textgestaltung als auch in den Hörstücken. Eine vertiefende Erklärung finden Sie im Glossar.

Mission:

Was bedeutet Mission?

Das Wort Mission kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Sendung oder Auftrag. Das Neue Testament berichtet von Männern und Frauen, die von ihrem Glauben an Jesus Christus erzählen. Sie wurden später Missionar:innen genannt. Daraus ist das Wort missionieren entstanden.

Paulus war ein Missionar:

»Und eine gottesfürchtige Frau mit Namen Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, hörte zu, der tat der Herr das Herz auf, so dass sie darauf achthatte, was von Paulus geredet wurde. Und sie ließ sich mit ihrem ganzen Haus taufen.« [Apostelgeschichte 16, 14-15]

In einer Predigt zitiert Jesus den Propheten Jesaja [Jes 61, 1-2]:

»Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat und gesandt, zu verkündigen das Evangelium den Armen, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und die Zerschlagenen zu entlassen in die Freiheit und zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn.« [Lukas 4, 18-19]

Die Hirten aus der Weihnachtsgeschichte erzählen von Jesus:

»Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kind gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten.« [Lukas 2, 17-18]

Petrus ermuntert die Christ:innen, über ihren Glauben zu sprechen:

»Ehrt vielmehr Christus, den Herrn, indem ihr ihm von ganzem Herzen vertraut. Und seid jederzeit bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der euch auffordert, Auskunft über die Hoffnung zu geben, die euch erfüllt. Aber tut es freundlich und mit dem gebotenen Respekt, immer darauf bedacht, ein gutes Gewissen zu haben.« [1. Petrus 3, 15-16]

Um Mission besser zu verstehen, kann man folgende Fragen stellen:

  • Wie begegnen Missionar:innen anderen Religionen und Kulturen?
  • In wessen Auftrag geschieht Mission?
  • Wie beeinflussen sich Glaubensvorstellungen gegenseitig?
  • Warum werden Menschen Missionar:innen?
  • Wie erzählen Christ:innen von ihrem Glauben?
  • Wie reagieren Menschen auf die christliche Botschaft?
  • Warum lassen sich Menschen taufen?

Mission gehört seit Beginn des Christentums zum Wesen der Kirche. So hat sich der Glauben an Jesus Christus über die ganze Welt verbreitet. Die Geschichte der christlichen Mission in den letzten 2000 Jahren ist sehr vielfältig. Und das Verständnis von Mission hat sich immer wieder verändert.

Reflexion

Die »Gesellschaft zur Beförderung der Evangelischen Mission unter den Heiden« wurde 1824 in Berlin gegründet.

Auszug aus der Nachricht von der Bildung der Gesellschaft §1. Grundsätze der Gesellschaft:

Durchdrungen von Mitleid mit dem jammervollen geistlichen Zustande und der daraus folgenden äußerlichen Entartung und Verwilderung der Millionen Heiden, welche mit uns auf der Erde leben, und mit denen wir uns, trotz jener Entstellung des göttlichen Ebenbildes, stammverwandt fühlen; gegründet auf die Überzeugung, dass das Evangelium eine Kraft Gottes ist, selig zu machen Alle, die daran glauben, und dass von demselben aus überreichliche Segnungen, ... auf uns herabgeflossen sind, findet sich die Gesellschaft angeregt, unseren entarteten Brüdern dies höchste Gut mitzutheilen, und dadurch den Willen des Herrn zu erfüllen, der noch heute durch sein Wort zu den Seinigen spricht:

»Gehet hin und lehret alle Völker, taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie alles, was ich euch befohlen habe...« [Matthäus 28, 19-20]

Glossar zur Ausstellung

Schwarz
Schwarz wird großgeschrieben, um zu verdeutlichen, dass es sich um eine sozial konstruierte Zuschreibung handelt und nicht um eine tatsächliche „Eigenschaft“, die sich auf die Hautfarbe zurückführen lässt. Schwarz zu sein, bedeutet in diesem Zusammenhang nicht, zu einer tatsächlichen oder vermeintlichen „ethnischen Gruppe“ zu gehören, sondern ist auf die gemeinsame Rassismuserfahrung zurückzuführen, auf eine bestimmte Art und Weise gesehen zu werden.
Weiß
Weißsein bezeichnet die dominante und privilegierte Position innerhalb des Machtverhältnisses Rassismus, die zumeist unausgesprochen und unbenannt bleibt. Weißsein umfasst eine unbewusste Subjektposition und ein Identitätskonzept, das weiße Menschen in ihrer Selbstwahrnehmung und in ihrem Verhalten prägt und ihnen einen privilegierten Platz in der Gesellschaft, z. B. beim Zugang zu Ressourcen, zuweist.
Heiden
Das dem Wort Heiden zugrunde liegende griechische Wort wird heute mit „Völker“ übersetzt. Als Heiden werden aus christlicher Sicht die religiös Anderen bezeichnet. Es handelt sich um einen identitätssichernden Begriff zur Unterscheidung des Angehörigen der eigenen Gruppe einerseits und des Fremden, Außenstehenden andererseits. Seit dem europäischen Mittelalter und in der Missionsbewegung wird der Begriff häufig abwertend für Menschen verwandt, die nicht der christlichen Religion angehören.
Rasse
Der Begriff der Rasse ist problematisch, da er mit einem unhaltbaren wissenschaftlich-biologistischen Konzept verbunden ist und nicht als soziales Konstrukt verstanden wird. Unterschiedliche „Menschenrassen" im biologischen Sinne, die aus äußeren Merkmalen abgeleitet werden, entbehren jeglicher wissenschaftlichen Grundlage. Der Begriff steht für eine jahrhundertelange Geschichte rassistischer Gewalt und Vernichtung. Bereits 1950 hat die UNESCO festgestellt, dass Rasse für ein gesellschaftliches Konstrukt steht, das beispielloses Leid verursacht hat.
Missionar:in
Der in der Ausstellung inklusiv verwendete Begriff Missionar:in soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass über die meiste Zeit lediglich Männer den Status eines Missionars innehatten. Damit wird jedoch die Arbeit der Ehefrauen dieser Männer unsichtbar gemacht. Auch Missionarsfrauen arbeiteten in Schulen und Krankenstationen und verbreiteten das Wort Gottes. Um ihren Beitrag zu würdigen, wird deshalb der Begriff Missionar:in genutzt.

Zeitstrahl

Der Zeitstrahl präsentiert 1. Daten der Weltgeschichte, die für die Berliner Mission prägend waren, 2. Ereignisse an Orten, an denen die Berliner Mission wirkte, 3. Porträts einzelner Personen unserer Missionsgeschichte. Die Transformation der Berliner Mission von einer klassischen Missionsgesellschaft hin zu einem ökumenischen und interreligiösen Netzwerk mit Partner:innen in aller Welt vollzieht sich auf den letzten Tafeln.

Partnerkirchen

Die Weltkarte weist auf das Netzwerk des Berliner Missionswerkes mit den heutigen Partnerkirchen hin. Sie haben naturgemäß vielfältige Schwerpunkte und eigene Sichtweisen auf das Thema Mission heute.

Partnerkirchen Jordanien [ELCJHL] Ägypten [Nilsynode] Südafrika [ELCSA] Äthiopien [EECMY] Tansania [ELCT] Kuba [IPRC] Polen [EAKIP] Rumänien [EKR] Eur. Russlan [ELKER] Tschechien [EKBB] USA [UCC] England Schweden Taiwan [PCT] Japan [Kyodan] Korea [PROK]

Klicken Sie auf die Punkte bei den Orten der Partnerkirchen, um mehr über sie zu erfahren.

Partnerkirchen

Wenn Sie mehr Informationen zu den einzelnen Kirchen haben wollen, klicken Sie auf einen der folgenden Buttons:

Evangelisch-Lutherische Kirche in Jordanien und dem Heiligen Land [ELCJHL]

Vertraglich vereinbarte Partnerschaft seit 1959 bzw. 1977

Die ELCJHL wurzelt in der deutschen Palästinamission und wurde 1979 mit der Wahl des ersten arabisch- lutherischen Bischofs unabhängig. Sie engagiert sich im Bildungsbereich, für die Gleichstellung von Frauen und Männern sowie im Versöhnungsprozess zwischen Israel und Palästina. Die sechs Gemeinden liegen im Westjordanland, im jordanischen Amman und in Ostjerusalem. Auf dem Gebiet der ELCJHL unterhält das Berliner Missionswerk die Deutsche Auslandsschule Talitha Kumi in Beit Jala.

Koptische Evangelische Kirche von Ägypten [Nilsynode]

Vertraglich vereinbarte Partnerschaft seit 1982

Die Koptische Evangelische Kirche von Ägypten, 1854 von amerikanischen presbyterianischen Missionaren gegründet, wurde 1926 selbstständig. Sie ist die älteste und heute mit 314 Gemeinden größte protestantische Kirche in Ägypten. Ein Schwerpunkt der Nilsynode liegt in der Bildungsarbeit. Sie ist Trägerin von Krankenhäusern, Gesundheitsstationen und 22 Schulen, unter ihnen eine Schule für Menschen mit Behinderung.

Evangelisch-Lutherische Kirche im Südlichen Afrika [ELCSA]

Vertraglich vereinbarte Partnerschaft seit 1975

Im Süden Afrikas begann die Berliner Missionsgesellschaft ihre Arbeit; 1834 gingen dort ihre ersten Missionare an Land. Aus ihrer Missionstätigkeit – und dem Wirken von Missionar:innen aus Hermannsburg, Skandinavien und Nordamerika – entstanden ab 1 960 vier regionale, selbstständige Schwarze Kirchen, die sich 1975 zur ELCSA zusammenschlossen. Sie hat etwa 600.000 Mitglieder in sieben Diözesen – eine davon in Eswatini (früher Swasiland) und eine in Botswana. Nach dem Ende der Apartheid widmete sich die Kirche neuen gesellschaftlichen Herausforderungen wie dem Kampf gegen die Aids-Epidemie und dem Elend in den informellen Siedlungen. Im kirchlichen Bildungszentrum iThemba Labantu in Philippi, einer Township von Kapstadt, wirkt ein ökumenischer Mitarbeiter des Berliner Missionswerkes, Pfarrer Otto Kohlstock.

Äthiopische Evangelische Kirche Mekane Yesus [EECMY]

Vertraglich vereinbarte Partnerschaft seit 1975

Äthiopien ist seit biblischen Zeiten ein christliches Land. Die Anfänge der EECMY liegen in der Missionstätigkeit lutherischer und reformierter Missionsgesellschaften aus Skandinavien, Nordamerika und Deutschland zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Mit über elf Millionen Mitgliedern ist die EECMY die größte lutherische Kirche weltweit. Heute sendet sie selbst Missionar:innen in anliegende Länder aus, leitet Universitäten, Schulen und Hospitäler. Zugleich betreibt sie Entwicklungs- und Aufklärungsarbeit in vielen Teilen des Landes in den Bereichen Wasser, Ernährungssicherheit und sexuelle Selbstbestimmung. Sie setzt sich gegen die Praxis der Genitalverstümmelung ein.

Evangelisch-Lutherische Kirche in Tansania [ELCT]

Vertraglich vereinbarte Partnerschaft seit 1975

Die ELCT ist heute mit über 7,9 Millionen Mitgliedern eine der größten lutherischen Kirchen Afrikas. Sie ist aus der Mission schwedischer, amerikanischer und deutscher Missionsgesellschaften hervorgegangen, darunter im Süden des Landes seit 1891 auch durch Berliner Missionar:innen. Die mittlerweile selbstständigen Missionskirchen fusionierten 1963 zur ELCT. Die Kirche trägt das Gesundheits- und Bildungswesen Tansanias in entscheidendem Maße mit. Über das ganze Land verteilt unterhält die ELCT Krankenhäuser, Erste-Hilfe-Stationen, Kinderheime sowie zahlreiche Schulen, darunter auch Blinden- und Gehörlosenschulen. Viele dieser Einrichtungen gehen auf die Gründung durch Berliner Missionar:innen zurück – so auch das Krankenhaus Matema am Nyassa-See, wo sich das Berliner Missionswerk bis heute engagiert.

Presbyterianisch-Reformierte Kirche in Kuba [IPRC]

Vertraglich vereinbarte Partnerschaft seit 1999

Die IPRC wurde um 1900 von amerikanischen Presbyterianern gegründet und blieb lange Teil der Mutterkirche in den USA. Nach der Revolution 1959 wurde die Kirche 1967 selbstständig. Diesem Schritt ging eine massive Abwanderung von Geistlichen und Gemeindegliedern in die USA voraus. Die Kirche musste sich neu erfinden und entwickelte sich zu einer der weltweiten Vordenkerinnen einer „Kirche im Sozialismus“. Nach 1990 wurde sie sowohl theologisch vielfältiger als auch gesellschaftlich diverser. Sie wandelte sich von einer Kirche der weißen, privilegierten Schichten zu einer zwar kleinen, aber inklusiven Kirche, deren sozialdiakonisches Engagement weit über ihre formale Mitgliedschaft hinausreicht. Die IPRC hat heute etwa 5.000 Gemeindeglieder, erreicht aber mit ihrer sozialen Arbeit ein Vielfaches an Menschen.

Evangelisch Augsburgische Kirche in Polen [EAKIP]
Diözese Breslau/Wrocław

Vertraglich vereinbarte Partnerschaft seit 1997

Mit Gründung der Zweiten Polnischen Republik wurde 1919 die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen gebildet, deren Wurzeln bis in die Reformationszeit zurückreichen. Nach dem Überfall der Wehrmacht wurde die EAKIP Ende 1939 in Polen aufgelöst; in Konzentrationslagern und Gefängnissen kamen etwa 30 Prozent ihrer Geistlichen ums Leben. 1945 neu gegründet, ist die EAKIP heute die größte evangelische Kirche Polens mit 130 Kirchengemeinden. Das Jahr 2022 war für die Kirche von einschneidender Bedeutung. Am 7. Mai wurden die ersten acht Diakoninnen zu Pfarrerinnen ordiniert.

Evangelische Kirche A.B. in Rumänien [EKR]

Vertraglich vereinbarte Partnerschaft seit 2017

Die Geschichte der „Kirche der Siebenbürger Sachsen“ reicht mehr als 850 Jahre zurück, als Siedler:innen aus der Rhein- und Moselgegend ins heutige Rumänien kamen. Lange Zeit unterstanden alle deutschsprachigen evangelischen Gemeinden im Land der preußischen Kirche. Erst in den 1 920er Jahren hat sich diese lutherische Diaspora in den Verband der Evangelischen Kirchen Augsburgischen Bekenntnisses in Rumänien (EKR) integriert. Nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ wanderten zwei Drittel der evangelischen Gemeindeglieder nach Deutschland aus. Heute ist die EKR eine konfessionelle und sprachliche Minderheitskirche mit etwa 11.000 Mitgliedern. Verkündigungssprache ist deutsch.

Evangelisch-Lutherische Kirche Europäisches Russland/ Wolgagemeinden [ELKER]

Vertraglich vereinbarte Partnerschaft seit 2014

1765 kam die erste größere Zahl Siedler:innen aus den deutschen Landen ins Wolgagebiet. Das 20. Jahrhundert war von Einschränkungen und Deportationen der sogenannten Russlanddeutschen geprägt. Erst mit der Wende in den 1 980er und 90er Jahren konnte der Glaube wieder öffentlich gelebt werden. Die Gemeinden der ELKER erstrecken sich auf etwa tausend Kilometern entlang des Ufers der mittleren und unteren Wolga. Große Entfernungen sind eine ihrer großen Herausforde- rungen. In den zahlenmäßig kleinen Gemeinden – viele Mitglieder der ELKER sind nach Deutschland umgesiedelt – schließt der Gemeindeaufbau diakonische Initiativen ein, um in die Gesellschaft auszustrahlen.

Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder in Tschechien [EKBB]

Der Name „Böhmische Brüder“ verweist auf die Verwurzelung in der tschechischen Reformation – und damit auf das Erbe von Jan Hus. Die EKBB ist heute mit rund 72.000 Gläubigen die größte protestantische Kirche in der Tschechischen Republik; im säkularen Umfeld bedeutet dies jedoch, dass sich weniger als ein Prozent der Bevölkerung mit ihr identifiziert. Die EKBB hat stets die Bedeutung von Bildung betont. Zudem ist die Diakonie ein wichtiger Anbieter sozialer Dienste im Land.

Vereinigte Kirche Christi, USA [UCC]

Vertraglich vereinbarte Partnerschaft seit 1980/81 mit drei Kirchenkreisen

Die Vereinigte Kirche Christi, USA (UCC), hat rund 800.000 Mitglieder in 4.852 Gemeinden. Sie beschreibt sich selbst als „christlich, kongregationalistisch, reformiert und evangelisch“. In den USA spielen die UCC und andere liberale Kirchen (sogenannte Mainline Churches) als Stimmen in der Gesellschaft eine wichtige Rolle und positionieren sich deutlich für gleiche Rechte für alle US-Amerikaner:innen.

Kirche von England
Diözesen London und Chichester

Vertraglich vereinbarte Partnerschaft seit 1998

Die Kirche von England ist die Mutter- kirche der Anglikanischen Gemeinschaft und mit etwa 25 Millionen Gläubigen die mitgliederstärkste aller anglikani- schen Kirchen weltweit. Innerhalb dieser Gemeinschaft ist sie die letzte Staats- kirche und untersteht nach wie vor dem britischen König. Die Partnerschaft besteht zwischen dem Sprengel Berlin und der Diözese London. Mit der Diözese Chichester gibt es im Rahmen der Coburg-Konferenz eine multilaterale Verbindung der EKBO, zu der auch die katholische Erzdiözese Bamberg und der Ev.-luth. Kirchenkreis Bayreuth gehören.

Schwedische Kirche
Diözese Göteborg

Vertraglich vereinbarte Partnerschaft seit 2008

Die Schwedische Kirche war bis zum Jahr 2000 Staatskirche. Heute gehören ihr noch rund 70 Prozent der schwedi- schen Bevölkerung an. Partner-Diözese ist Göteborg. Weil sich in der Diözese viele der Herausforderungen bündeln, vor denen Schwedens Gesellschaft als Ganzes steht, hat Göteborg eine wichtige Stimme innerhalb der Kirche von Schweden. Ein Schwerpunkt besteht darin, zu einer nachhaltigen Gesell- schaft beizutragen, in der der Mensch im Mittelpunkt steht.

Presbyterianische Kirche in Taiwan [PCT]

Vertraglich vereinbarte Partnerschaft seit 1978

Gegründet wurde die PCT 1865 von schottischen und kanadischen Missionar:innen. Heute hat sie rund 257.000 Mitglieder in über 1.200 Gemeinden. In den Jahren der Militärdiktatur nach dem Zweiten Weltkrieg trat die PCT unerschrocken für die Belange der Bevölkerung ein. Weitere Schwerpunkte des Engagements sind die missionarisch- sozialdiakonische Arbeit, das christliche Zeugnis in der modernen Arbeitswelt und das Selbstbestim- mungsrecht der Völker.

Vereinigte Kirche Christi in Japan [Kyodan]

Vertraglich vereinbarte Partnerschaft seit 1976

Die Vereinigte Kirche Christi in Japan (Kyodan) ist heute die größte protestantische Kirche in Japan mit rund 1 96.000 Mitgliedern in 1.725 Gemeinden. Das protestantische Christentum kam ab 1858 durch US- amerikanische Missionar:innen nach Japan. 1872 entstand in Yokohama die erste protestantische Kirche Japans. Auf ihrer Synode 1890 formulierte sie ihr eigenes Glaubensbekenntnis. Im Verständnis der heutigen Vereinigten Kirche Christi in Japan war diese Kirchengründung überkonfessionell.

Presbyterianische Kirche in der Republik Korea [PROK]

Vertraglich vereinbarte Partnerschaft seit 1977

Die PROK entstand 1953 als Abspaltung von der 1907 gegründeten Presbyterianischen Kirche von Korea. Sie setzte sich während der Militärdiktatur in den 1970er und 80er Jahren für Menschenrechte und Demokratisierung ein. Bis heute engagiert sich die Kirche für Dialog, Vielfalt und Versöhnung, für arme und ausgegrenzte Menschen.

Vitrinen

Einblicke ins Archiv

Stellvertretend für das Gedächtnis des Berliner Missionswerkes, das in unserem Archiv am Bethaniendamm 29 lagert, stehen die fünf Vitrinen in der Mitte des Raums. Wir zeigen nur wenige Objekte, da die Provenienz vieler Gegenstände im Archiv ungeklärt ist. Diese sind unseren Blicken zunächst verborgen. Unterschiedliche Perspektiven können dann wie „Fenster“ geöffnet werden. Kommentiert von Forscher:innen, Archivar:innen oder Zeitzeug:innen ermöglichen sie verschiedene Blickwinkel.

Vitrine 1 - Sammlungen

In den Beständen des Archivs befinden sich 943 Gegenstände, die von Missionar:innen aus Asien und Afrika nach Berlin gebracht wurden. Es handelt sich vor allem um Objekte der Alltagskultur wie die hier ausgestellten Holzlöffel. Gesammelt wurden aber auch Gegenstände des politischen Lebens und der Landwirtschaft, Militaria ebenso wie Spielzeug, Pläne und (Land-)Karten. Klare Hinweise auf die Herkunft der Objekte wurden dabei selten vermerkt, was die Recherchen zur Provenienz erschwert. Viele Fragen sind bisher unbeantwortet: Wo und von wem wurden die Gegenstände hergestellt? Wem haben die Objekte gehört? Waren es Geschenke oder wurden sie gekauft, getauscht oder geraubt? Was ist ihre Bedeutung? Wie kamen sie nach Berlin?

Vitrine 2 - Sprache

In der Bibliothek des Berliner Missionswerkes finden sich zahlreiche übersetzte Bibeln, Gesangbücher und Gemeindeordnungen aus den Missionsgebieten. Das Erlernen von Sprachen und die Übersetzungen christlicher Texte gehörten von Anfang an zu den Tätigkeiten der Missionar:innen. Die Sprachkenntnisse waren die Voraussetzung, um auf die Menschen zuzugehen und den christlichen Glauben verkünden zu können. Aber auch Kolonialbeamte und Militärs schätzten die Sprachkenntnisse der Missionar:innen und zogen sie oft in der Kommunikation mit der lokalen Bevölkerung als Dolmetscher:innen hinzu.

Vitrine 3 - Trommeln

Die Trommel (Ngoma auf Swahili) ist ein Objekt, an dem sich exemplarisch zeigt, wie Stereotype und Verurteilungen der Missionar:innen die interkulturellen Begegnungen im Missionsgebiet prägten. Das Musikinstrument wurde dazu missbraucht, den Gegensatz zwischen dem „Licht des Evangeliums“ und der vermeintlichen „Finsternis“ der zu Missionierenden zu konstruieren. Die Trommel gehört bis heute für viele Gemeinschaften zum Lauf des Lebens dazu, indem sie Menschen bei religiösen, pädagogischen oder festlichen Veranstaltungen begleitet und auch für die Übermittlung von Botschaften eingesetzt wird. Für die Mission dagegen verkörperte sie das „absolut Fremde, das Teuflische“, den Gegensatz zum christlichen Lied, kurz: das sogenannte „Heidentum“.

Vitrine 4 - Fotografien

Abbildungen nahmen schon früh eine zentrale Rolle in der Arbeit der Missionsgesellschaft ein. Neben den illustrierenden Zeichnungen wurden im 19. Jahrhundert auch immer mehr Fotografien aufgenommen, die die Arbeit der Missionar:innen abbilden sollten. Wichtig waren sie vor allem für das Einwerben von Spenden. Sie wurden in Missionszeitschriften abgedruckt und auf Veranstaltungen präsentiert. Die Fotografien waren aber auch ein Teil des Unterrichts der Missionar:innen und dienten als Anschauungsmaterial. In beiden Fällen prägten die inszenierten Fotografien und Zeichnungen Anschauungen über die Gesellschaft, die sie abbildeten. Sie halfen damit auch, koloniales Wissen zu generieren und zu verfestigen.

Vitrine 5 - Landkarten

In den Beständen des Berliner Missionswerkes befinden sich heute unterschiedliche Arten von Karten: Landkarten der Missionsgebiete, Reisepläne und vor allem Pläne der unterschiedlichen Missionsstationen im Großen und im Kleinen. Diese unterschiedlichen Karten dienten einerseits der Orientierung, andererseits aber auch der Illustration und der Abgrenzung unterschiedlicher Missionsgebiete.

Schlusstext

Unser Selbstverständnis als Berliner Missionswerk – Ökumenisches Zentrum und damit unser Verständnis von Mission haben sich seit der Gründung vor 200 Jahren grundlegend verändert.

Wir erschrecken über das rassistische Überlegenheitsgefühl unserer Vorväter und –mütter. Wortwahl und Selbstverständnis vieler Missionar:innen sind uns heute fremd. Wir erkennen neben dem Anspruch, den eigenen Glauben weiterzugeben und Menschen zu unterstützen, auch die vielfältigen Verflechtungen christlicher Mission mit den kolonialen Mächten ihrer Zeit.

Die Weltbilder früherer Missionar:innen prägen unsere Wahrnehmung zum Teil bis heute. Daher ist es uns ein Anliegen, sichtbar zu machen, wie wir davon beeinflusst sind. Diese Ausstellung ist ein Schritt, die Geschichte der Berliner Mission aufzuarbeiten.

Mit den aus unserer und der Mission anderer Missionswerke erwachsenen, jetzt unabhängigen Kirchen bleiben wir partnerschaftlich und geschwisterlich eng verbunden. Von ihnen hören wir, wie sie Mission häufig als befreiend erfahren haben. In den letzten Jahren sind zudem neue Verbindungen aus dem interreligiösen und ökumenischen Dialog erwachsen. Die Impulse unserer internationalen und interreligiösen Partner verändern unser Christsein und prägen unsere Arbeit.

Unsere Mission ist es heute, in diesem Netzwerk in gegenseitigem Respekt gemeinsam daran zu arbeiten, das Evangelium unter Achtung des Selbstbestimmungsrechts aller Menschen zu kommunizieren und die Welt gerechter, friedlicher und nachhaltiger zu gestalten.

Weitere Perspektiven

Recherchemöglichkeiten EKBO / Berliner Missionswerk

Radio/ Podcast: Mission und Kolonialismus

Film

Belletristik

Missionsgeschichte

Missionsgebiete der Berliner Missionsgesellschaft

China

Südliches und östliches Afrika

Berliner Missionsgesellschaft in der NS-Diktatur

Sammlungsgeschichte, Raubkunst, Provenienz und Restitution

Memoiren von MissionarInnen, Publikationen der Berliner Missionsgesellschaft