Ein Krieg, der an vielen Fronten stattfindet

Treffen in Karlsruhe: Jonas Yigezu und Martin Frank ©Privat

Erste Begegung nach über zwei Jahren

Dr. Jonas Yigezu, Präsident der äthiopischen Mekane Yesus Kirche (EECMY), traf sich in Karlsruhe, am Rande der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), mit dem Afrikareferenten des Berliner Missionswerks, Dr. Martin Frank, zu einem Austausch. Es war die erste Begegnung nach über zwei Jahren. Durch den seit November 2020 andauernden Bürgerkrieg und die Pandemie war es kaum möglich gewesen, nach Äthiopien zu reisen. Yigezu erzählte eindrücklich über seine Kirche in einem Krieg, der an vielen Fronten stattfände - nicht nur in Tigray, sondern auch zwischen den Kämpfer:innen der Oromo Liberation Front (OLF) und den äthiopischen Regierungstruppen.

Die Verfolgungen nehmen zu, betonte er, da die Regierung wüsste, dass jede Kirche Friedenskirche sein sollte. Darüber hinaus seien ca. 65 Prozent der Mitglieder Oromo, eine der grössten ethnischen Gruppen in Äthiopien. Die Regierung werfe der Kirche vor, die OLF zu unterstützen, was aber defintiv nicht stimme, so Dr. Yigezu. Zu Beginn der Machtübernahme von Abiy Achmed sei er begeistert gewesen, aber nach der Entgegennahme des Friedensnobelpreises habe Abiy sich geändert. Die Kirche wende sich nun mit aller Kraft den Opfern des Krieges zu.  Viele Mitglieder seien durch die brutalen Vorkommnisse des Krieges traumatisiert. Die Kirche versuche, für sie psychologische Hilfe anzubieten. Dr. Frank versprach, den Aufbau einer solchen psychologischen Hilfe zu unterstützen.

Des Weiteren war Jonas Yigezu sehr angetan von der Idee des Berliner Missionswerks, eine/an Freiwillige/n aus den mit Berlin am engsten verbundenen Synoden der Partnerkirche im Westen oder Süden Äthiopiens im April nächsten Jahres nach Deutschland zu entsenden, um ein Jahr in Berlin,  Brandenburg oder Anhalt in einem Kindergarten oder einer diakonischen Einrichtung der EKBO oder der Landeskirche Anhalts mitzuarbeiten.

Im Oktober sind Wahlen auf der Generalsynode der EECMY. Jonas Yigezu stellt sich der Wiederwahl. Der einzige zugelassene Mitbewerber ist Dr. Amare Bruk, Leiter des theologischen Seminars der Kirche in Addis Abeba.