Ökumenisches Bischofstreffen 2022 in Stettin ©W. Kłosowski

Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen

Die Beziehungen zwischen der Diözese Breslau/Wroclaw der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen  und der Partnerkirche EKBO  sind lebendig und von Freundschaft gefüllt. Dazu trägt auf deutscher Seite vor allem der Pfarrer für „Grenzüberschreitende Ökumene in Europa" bei, dessen Stelle im Berliner Missionswerk angesiedelt ist.

Die Evangelische Kirche Augsburgischen Bekenntnisses ist die größte evangelische Kirche Polens. Sie arbeitet mit anderen christlichen Kirchen zusammen, die Mitglieder des Polnischen Ökumenischen Rates (PEC) sind, und steht im Dialog mit der römisch-katholischen Kirche. „Die ökumenische Bewegung in unserer Kirche führt jedoch nicht zu einer Verwischung der lutherischen Identität, sondern zu Toleranz, gegenseitigem Verständnis, Hilfe, gemeinsamer christlicher Liebe und gemeinsamem Gebet für die Einheit, um die Jesus Christus in seinem Gebet vor seinem Tod gebeten hat“, so ist auf der Webseite der Kirche zu lesen.  

Insgesamt hat die Evangelische Kirche Augsburgischen Bekenntnisses rund 70.000 Mitglieder in 130 Kirchengemeinden. Es gibt sechs Diözesen und rund 150 Pfarrer:innen.

2022 erstmals Frauen ordiniert

Die Jahre 2021 und 2022 waren für die Kirche von einschneidender Bedeutung. Am 7. Mai 2022 wurden in der Warschauer Dreifaltigkeitskirche die ersten acht Diakoninnen zu Pfarrerinnen ordiniert. Vorausgegangen war eine Diskussion, die „mit Unterbrechungen seit 70 Jahren geführt wurde“, wie es in der Einladung zum Gottesdienst hieß. Zuvor konnten Frauen in der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Polen nach einer Gesetzesänderung im Jahr 1999 als Diakoninnen arbeiten.

Großes Engagement für Geflüchtete

Neben dieser Veränderung wurde die Arbeit der Kirche seit Herbst 2021 von der Flüchtlingskrise geprägt. Zunächst harrten Hunderte Geflüchtete verzweifelt in den Wäldern an der belarussisch-polnischen Grenze aus. „Die Situation im Grenzgebiet zwischen Polen und Belarus wird von Tag zu Tag schlimmer, je länger der Winter andauert“, schrieb im Januar 2022 Bischof Ryszard Bogusz, zugleich Präsident der Diakonie in Polen.

Zahlreiche Menschen in den Dörfern der Grenzregion stellten Kerzen und Leuchter in ihre Fenster und zeigten damit den Geflüchteten an: „Hier gibt es Wasser oder etwas Warmes zu essen, vielleicht sogar eine Waschgelegenheit oder ein sauberes Bett für ein oder zwei Nächte.“ Unterstützt wurden die Menschen von der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen und der polnischen Diakonie.

Verschärft wurde die Situation in Polen im März 2022, als nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine Millionen Geflüchtete aus der Ukraine nach Polen strömten. Diakonie und Gemeinden in Polen initiierten Hilfezentren und Feldküchen, in denen die neu Ankommenden eine erste Unterkunft, Lebensmittel, Matratzen, Decken und Schlafsäcke erhielten. Unterstützt wurden die Gemeinden dabei vom Berliner Missionswerk .

Zu den lebendigen Beziehungen trägt ein „Gemeindebegegnungstag“ bei, der abwechselnd in Polen und in Deutschland gefeiert wird. Zudem gibt es mehrere Gemeindepartnerschaften und die gemeinsame Teilnahme an ökumenischen Höhepunkten in der EKBO bzw. in der Diözese Breslau. In Frankfurt (Oder) fand im Oktober 2019 die erste der nunmehr regelmäßigen ökumenischen Konsultationen  der Bischöfe an Oder und Neiße statt, zu denen seitdem im zweijährigen Rhythmus eingeladen wird.

Die Partnerschaft fußt auf dem Partnerschaftsvertrag, der am 16. März 1997 zwischen der Diözese Breslau/Wroclaw der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen  und der Evangelischen Kirche der Schlesischen Oberlausitz unterzeichnet wurde. Im Zuge der Kirchenfusion übernahm auf deutscher Seite die EKBO die Partnerschaft. Die Wurzeln der Evangelisch-Augsburgische Kirche reichen bis in die Reformationszeit zurück.

Wechselvolle deutsch-polnische Geschichte: Im Interview blickt Dr. Justus Werdin zurück: In WeltBlick 1/2018 >>

„Europa eine Seele geben“: Dies ist das Anliegen des Oekumenischen Europa-Centrums Frankfurt (Oder) e.V., kurz OeC genannt. Mehr dazu in der WeltBlick 2/2019 >>