Saratow, Brücke über die Wolga © Lijudmila Melnitschenko

Ev.-Luth. Kirche Europäisches Russland

An der Seite der Menschen an der Wolga

Die Geschichte der Wolgadeutschen ist auch eine Geschichte der deutsch-russischen Beziehungen. Vor diesem Hintergrund sind partnerschaftliche Beziehungen ein besonderes Geschenk. Zu den evangelischen Christen an der Wolga unterhält das Berliner Missionswerk seit 1992 enge Beziehungen.  

Im Frühjahr 2014 konnte ein Partnerschaftsvertrag zwischen der Evangelisch-Lutherischen Kirche im Europäischen Russland (ELKER) und der EKBO unterzeichnet werden, hier speziell zu den Propsteien Saratow und Wolga.

Die beiden Propsteien Saratow und Wolgograd erstrecken sich auf etwa tausend Kilometern entlang des westlichen Ufers der mittleren und unteren Wolga. Die meisten Gemeinden liegen westlich des Stroms. Die Entfernung zur jeweils nächsten Gemeinde beträgt zwischen 50 und 300 Kilometern; wobei sich die größeren Distanzen in der südlicher gelegenen Propstei Wolgograd finden. Die Mitgliederstruktur der Kirchengemeinden – mit Mitgliederzahlen zwischen 25 und 200 Gläubigen – entspricht der Demografie Russlands, bezüglich des Einkommens liegt sie unter dem russischen Durchschnitt.

Seit vielen Jahren stehen die Gemeinden an der Wolga vor der Herausforderung, den christlichen Glauben und ihre lutherische Tradition Mitmenschen zu vermitteln, die nicht durch ethnisch-familiäre Beziehungen damit vertraut sind. In den zahlenmäßig kleinen Gemeinden – viele ihrer Mitglieder sind nach Deutschland umgesiedelt – schließt der Gemeindeaufbau auch die Suche nach diakonischen Initiativen ein, die in den gesellschaftlichen Kontext ausstrahlen.

Bereichernde Begegnungen

Im Juni 2010 wurde an der Wolga das 20-jährige Gemeindejubiläum in Alt Sarepta mit zahlreichen Gästen aus Deutschland gefeiert. Erfreulich war die Beteiligung vieler junger Menschen an dem bewegenden Fest, was zeigt, dass die Gemeinden inzwischen in den jungen Familien verankert sind und wachsen. Doch bei Entfernungen von bis zu 300 Kilometern zwischen den Nachbargemeinden ist es schwer, ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu entwickeln. Deshalb ist es so wichtig, dass sich Vertreter der Gemeinden regelmäßig treffen und an Weiterbildungen teilnehmen, wie Seelsorgeseminaren, Ausbildung von Kirchenmusikern und Fortbildungen zu Verwaltung oder Gemeindeaufbau. Auch der Austausch mit den Partnergemeinden in Deutschland dient dem Zweck, den Zusammenhalt zu fördern.

Schwerpunkte der Partnerschaft

  • Förderung der Partnerschaft durch Freundeskreise, Gemeinden und Kirchenkreise
  • Unterstützung der diakonischen Arbeit und der Sozialarbeit der Gemeinden
  • Beteiligung an der Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitenden in der Jugend- und Gemeindearbeit, z.B. im regionalen Tagungszentrum Alt-Sarepta in Wolgograd
  • Förderung von Rüstzeiten für Kinder und Jugendliche
  • Unterstützung bei der Errichtung und Instandsetzung von Gemeinderäumen

Bischof aus Russland geflohen

Der Überfall Russlands auf die Ukraine im März 2022 hat die Partnerschaftsarbeit sehr belastet. Erzbischof Dietrich Brauer (ELKER) setzte sich für den Frieden ein – und musste anschließend mit seiner Familie aus Russland fliehen. Die Kommunikation zu den Christinnen und Christen an der Wolga riss weitgehend ab: aus Angst, dass Gespräche abgehört oder Post abgefangen werden könnte. In einem Brief äußerte der Wolga-Beirat des Berliner Missionswerkes seine Sorge um die Geschwister an der Wolga.

Ein Interview mit Erzbischof Brauer sowie die Reaktion des Wolga-Beirats in: WeltBlick 1/2022 >>

Mehr zu den Gemeinden an der Wolga: in unserer Publikation „Möge die Straße uns zusammenführen“ (2016 ) >>

„Weiter Himmel, flaches Land: Die Wolga“, in: WeltBlick 1/2017 >>

„Erinnern • Gedenken • Begegnen“: Zum 80. Jahrestag des Einmarsches der deutschen Wehrmacht in die UdSSR am 22. Juni 1941 hat der Wolga-Beirat eine Sonderausgabe des „Wolga-Journals“ herausgegeben >>