Gesicht und Gewicht
Andreas Goetze habe dem interreligiösen Dialog in Berlin und Brandenburg „Gesicht und Gewicht“ verliehen, sagte Dr. Christof Theilemann in seinem Grußwort zum Abschied, „und er hat ein riesiges Netzwerk geschaffen“. Das war am 30. Oktober in der Berliner Sophienkirche zu sehen; zahlreiche Gäste kamen bei strahlenden Herbstwetter zum Abschiedsgottesdienst des landeskirchlichen Pfarrers für den Interreligiösen Dialog der EKBO.
Nach zehn Jahren kehrt Dr. Andreas Goetze in seine hessische Heimat zurück, im Gottesdienst wurde er von Direktor Dr. Theilemann und Superintendent Dr. Nottmeier offiziell entpflichtet. Assistiert und ihren Segen gaben Weggefährten aus Christentum, und – durchaus nicht selbstverständlich – aus Judentum und Islam. Andreas Goetze wird künftig in Frankfurt/Main für die beiden hessischen Landeskirchen wirken, als Referent für den interreligiösen Dialog mit dem Schwerpunkt Islam. Zu seinem Arbeitsfeld gehört auch die Begleitung und Betreuung des Studienprogramms „Studium im Mittleren Osten“ für Pfarrer:innen im Libanon sowie der Kontakt zu den christlichen Geschwistern in den orientalischen Kirchen, insbesondere zur rum-orthodoxen Kirche im Nahen und Mittleren Osten.
„Ich hatte in Berlin so viele Begegnungen mit Menschen“, sagte Andreas Goetze in seiner Predigt zum Abschied, „die Herzensmut haben“. Herzensmut, gegründet in Gottvertrauen. Daraus sei ein Netzwerk entstanden, ein tragendes Netz aus Menschen, „die ihre eigene Identität nicht durch Abgrenzung gestalten“. Es brauche aber nicht nur Herzensmut, sondern auch Herzensverstand, um die Alternativen zu Ablehnung und Abgrenzung sichtbar zu machen. „Lasst uns lernen, im Plural zu denken und darauf zu vertrauen, dass dieser Prozess nicht Identitätsverlust, sondern Identitätsgewinn zur Folge hat“, so Andreas Goetze. Es sei wichtig, Menschen zu verbinden und die Unterschiede fruchtbar machen, „auch deshalb bin ich dankbar für die spirituelle Gastfreundschaft, die ich in den vergangenen Jahren erleben durfte“.
Dass auch Andreas Goetze Gastfreundschaft gewährte und zugleich für seine Anliegen eintrat, machten Kollegen, Freunde und Weggefährten in ihren Grußworten deutlich. Andreas Goetze sei ein Mitstreiter gewesen, ein Freund, der immer an unserer Seite stand, so Imam Ender Çetin von der Deutschen Islam Akademie. Andreas Goetze habe der EKBO im interreligiösen Dialog eine starke Stimme verliehen, so der Berliner Beauftragte für Kirchen, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften, Hartmut Rhein. Andreas Goetze sei ein beharrlicher Gesprächspartner, der um der Sache willen streiten kann, so der Neuköllner Superintendent Dr. Christian Nottmeier. Dr. Michael Bäumer, Buddhist und Geschäftsführer des Berliner Forums der Religionen, fand an diesem Nachmittag in der Sophienkirche das passende Schlusswort zu Abschied und Aufbruch, indem er eine Mahnung der Sikh zitierte: „Ein guter Mensch soll seine Güte weiter tragen“.
Dr. Andreas Goetze kam 2012 als erster Landeskirchlicher Pfarrer für den Interreligiösen Dialog in der EKBO nach Berlin. Er hat interreligiöse Veranstaltungen, Gesprächsformate, Diskussionsforen, musikalische und kulturelle Highlights und viel mehr initiiert und realisiert. Er war u.a. der Mitinitiator der dann deutschlandweit ökumenisch aufgenommen Plakat-Kampagne #beziehungsweise jüdisch und christlich – näher als du denkst und hat in den letzten Jahren mehrere Fachbücher zum interreligiösen Dialog herausgegeben. Angeregt und inhaltlich begleitet hat er den EKBO-Band „Dialog wagen – Zusammenleben gestalten. Eine Orientierungshilfe für die Zusammenarbeit mit Muslim*innen und islamischen Organisationen“, die deutschlandweit Beachtung gefunden hat.
Mehr zu seiner Arbeit unter www.berliner-missionswerk.de/interreligioeser-dialog.