Afrikanische Kunst für die Museen Europas

Bénédicte Savoy ©Gerd Herzog

Warum wurde gesammelt? Wer hat gesammelt?

In großem Maßstab suchten Europäer im 19. Jahrhundert in den afrikanischen Kolonien nach Kunstwerken. Warum wurde gesammelt? Wer hat gesammelt? Wie wurde gesammelt? Diese Fragen beantworte am 12. September in der gut besuchten Französischen Friedrichstadtkirche die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy. Sie ist nicht nur eine renommierte Wissenschaftlerin, sondern zugleich eine wichtige Stimme in den Debatten um die Rückgabe von Kulturgütern.  In ihrem mitreißenden Vortrag beschäftigte sie sich mit den unterschiedlichen militärischen, missionarischen und wissenschaftlichen Akteuren der „Translokationen“ von Kulturgütern. Damit beendete Savoy die sechsteilige Gesprächsreihe über die Verflechtung von Mission- und Kolonialgeschichte, zur der das Berliner Missionswerk und die Evangelische Akademie zu Berlin seit April dieses Jahres eingeladen hatten.

Bénédicte Savoy wies am Beispiel von französischen und belgischen Missionaren – insbesondere aus dem katholischen Umfeld – nach, wie diese aktiv an der Plünderung Afrikas beteiligt waren und sich ihre Raubzüge gut bezahlen ließen. Auch die sogenannte „Berliner Konferenz“ von 1884/85 habe in ihrer Abschlusserklärung ausdrücklich Missionare in aller Welt aufgefordert, Kulturgüter zu sammeln. Savoy plädiert seit langem für eine Rückgabe aller Kulturgüter. Dabei ging es ihr nicht darum, sie von einem geschlossenen Museum in Europa in geschlossene Museen im Süden der Welt zu überführen, sondern sie in eine Zirkulation zu bringen. Viele Museen in Übersee seien dabei, sich auf Rückführungen einzustellen wie z.B. das neu renovierte Museum in Benin/Nigeria, das bald die sogenannten Benin-Bronzen aus Berlin empfangen wird.

Im anschließenden Gespräch diskutierte Bénédicte Savoy mit Ulrike Trautwein, Generalsuperintendentin des Sprengels Berlin der EKBO, Mitglied des Beirates für Erinnerungskultur und des Missionsrates des Berliner Missionswerkes. Was heißt es für Gesellschaften, wenn ihre Kulturgüter bis heute in Kontexten ausgestellt werden, für die sie nie bestimmt waren? Trautwein erzählte von der Generation ihrer Großeltern, die in der Mission tätig waren. Sie schilderte, wie sie selber erst in den letzten Jahren nach der Herkunft der Kolonialmöbel ihrer Großeltern gefragt habe - und sich bewusst geworden sei, wie die Mission mit den jeweiligen Kolonialmächten zusammengearbeitet habe. Jetzt sei es sei an der Zeit, sich auch an jene Missionare zu erinnern, die damals gegen den Strom schwammen. Ein Beispiel sei Johannes Winter, der für die Berliner Mission in Südafrika wirkte.