Partnerkirche in Polen: klein, vital, lebendig

Kristóf Bálint, EKBO, Sprengel Potsdam, Polen
Generalsuperintendent Kristóf Bálint ©Gerd Herzog

Nachbarland Polen: liebenswert und gastfreundlich

Mehrere Tage lang besuchte die Kirchenleitung der EKBO im Mai die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen. „Ein liebenswertes Land“, sagt Kristóf Bálint, Generalsuperintendent des Sprengels Potsdam. In unserem Interview spricht er über Wahlergebnisse, die Frauenordination und die Unterstützung von Geflüchteten aus der Ukraine.

Vorbereitet hatte die Reise der Kirchenleitung Dr. Vlado Kmec, Osteuropa-Referent im Berliner Missionswerk.

Drei Fragen an Kristóf Bálint:

 „Polen, der unbekannte Nachbar“: Dieser Satz wird in Deutschland häufig zitiert. Galt er vor dem Besuch auch für Sie?

Kristóf Bálint: Ich gebe zu, dass dieser Satz auch für mich galt und bin froh, dass sich das nun, mit diesem Besuch, dem weitere folgen sollen, ändert. Polen ist mir ein liebenswertes Land geworden, mit sehr gastfreundlichen Menschen, so wie ich es von den Ungarn kenne. Ich bin zwar hin und wieder irritiert, welche Regierung sich die Menschen wählen, aber das bin ich auch in bestimmten Regionen von Deutschland, wenn Politiker mit hohen Prozentzahlen gewählt werden, die noch keine einzige wirkliche Antwort auf die Probleme der Menschen haben als die gegenwärtigen Versuche der Regierenden zu kritisieren. In Polen waren wir zu Gast bei der Partnerkirche der EKBO, der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen. Sie macht 0,3 Prozent der polnischen Bevölkerung aus, ist also sehr klein und überschaubar, aber nach meiner Kenntnisnahme ungemein vital und lebendig. Zuweilen habe ich mich an die Zeit vor der friedlichen Revolution in der DDR erinnert gefühlt.

 

Die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen hat jüngst die ersten Frauen zu Pfarrerinnen ordiniert. Wie kommt das an in Polen, mit seiner großen, traditionell orientierten katholischen Kirche?

Kristóf Bálint: Das ist sehr unterschiedlich. Im ökumenischen Umfeld in Europa findet es vorwiegend positiven Widerhall. Es wird Zeit, dass an dieser Stelle der Wirklichkeit Rechnung getragen wird. Allerdings ist es in Polen nicht leicht. Die katholische Kirche fremdelt erwartungsgemäß mit der Frauenordination. Verblüffend waren aber die Berichte von der massiven Ablehnung durch die orthodoxe Kirche. Ich bin bass erstaunt, wie heftig die Reaktionen darauf waren, von denen uns die polnischen Gastgeber berichteten.

 

Welche Begegnung, welcher Moment der Reise mit der Kirchenleitung zur polnischen Partnerkirche hat Sie besonders beeindruckt?

Kristóf Bálint: Das waren mindestens drei Dinge. Zum einen war ich gebeten worden, in der Warschauer Dreifaltigkeitskirche die Predigt zu halten. Das zweite war eine Gesprächsrunde mit Mitarbeitenden aus dem Bereich der Diakonie, die uns von ihrer Arbeit mit ukrainischen Geflüchteten sehr bewegend erzählten. Zum dritten der Bericht einer jungen Frau, die zum ersten Jahrgang der Pfarrerinnen zählte, die im vergangenen Jahr ordiniert wurden. Ihr Bericht war sehr bereichernd und ich frage mich, wann endlich auch in dieser Frage Pfingsten in allen Kirchen wird. Möge die Geistkraft des Ewigen weiter kräftig wirken.

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