Nach 35 Jahren geht eine Ära zu Ende
„Heute geht eine Ära zu Ende“, sagte Barbara Deml, stellvertretende Direktorin, bei der Verabschiedung von Uwe Zimmermann aus seinem Dienst als Referent für Partnerschaftsarbeit. 35 Jahre war er mit dem Berliner Missionswerk auf dem Weg, hat das Berliner Missionswerk mit den Partnern in aller Welt verbunden gehalten, hat Partnerschaft gelebt. Am 24. Mai wurde er mit einem feierlichen Gottesdienst aus seinem Dienst verabschiedet.
„Partnerschaft ist Begegnung und Weggenossenschaft“, zitierte Barbara Deml das Leitblid Uwe Zimmermanns, „Partnerschaft beginnt dort, wo man gemeinsam am Herd gesessen hat.“. Er habe über Jahrzehnte hinweg für das Berliner Missionswerk an vielen Herden gesessen.
„Er war all die Jahre ‚Mister Partnerschaft‘“, so Direktor Dr. Christof Theilemann, „und hat viele Gemeinden für Partnerschaften gewinnen können.“
Seit zwölf Jahren, seit dem Beginn der Kooperation mit der Gossner Mission, habe er zudem den Gemeindedienst der Gossner Mission verkörpert, wie es Gossner-Direktor Christian Reiser in seinem Grußwort nach dem Gottesdienst beschrieb.
Zuletzt dankte Uwe Zimmermann allen Kolleginnen und Kollegen, allen Weggefährt:innen und nicht zuletzt seiner großen Familie. Viele von ihnen hatten den Weg in die Bartholomäuskirche gefunden. „Meine Bitte zum Abschied ist“, ganz typisch für ihn, „dass das Werk weiterhin Partnerschaften sucht, lebt und fördert.“ Zuletzt, auch dies ganz typisch für Uwe Zimmermann, dankte er für die Zuwendungen in guten, aber vor allem auch in schwierigen Zeiten.
Am Anfang stand der Kampf gegen Apartheid
Uwe Zimmermann blickt heute zurück auf eine Zeit, in der es an Klippen und Blockaden nicht mangelte. „In einer sich verändernden Welt haben sich auch die Partnerschaften verändert“, betont der Berliner. „An ihrem Anfang – und damit als ein Auslöser für die Einrichtung von Partnerschaften – stand der Kampf gegen das Apartheidsystem. Solidarität mit den Schwestern und Brüdern der Black and Coloured Community im Südlichen Afrika, das war das Ziel.“
Ein Beispiel aus dieser Zeit: 1989 in einem Gästehaus in Berlin; 70 Menschen aus Tansania und Südafrika sind von Partnerschaftsgruppen zum Kirchentag eingeladen worden. Schwarze Südafrikaner leiden damals unter dem Joch der Apartheid. Menschen in Deutschland begreifen durch die Begegnung, was es bedeutet, ein Mensch zweiter Klasse zu sein. Zum Ende des Seminar-Tages ruft einer der südafrikanischen Teilnehmer: „Lasst uns unser Lied singen, denn hier dürfen wir es!“ So erklingt an diesem Tag in einem gewaltigen Chor die panafrikanische Hymne Nkosi sikeleli i’Africa – Gott schütze Afrika!
"Partnerschaft lebt vom Miteinander"
„Partnerschaftliche Begegnungen lassen uns, bis heute, im wahren Sinne des Wortes begreifen: Es geht uns relativ gut, während Millionen Menschen weltweit unter prekären Bedingungen leben“, so Zimmermann. „Hinzu kommen die oft politisch instabilen Machtverhältnisse, die zu Einschränkungen der Freiheit und zu ungleicher Verteilung der Ressourcen führen. Diese harten Lebensbedingungen bekommen wir hier zwar durch die Medien vermittelt, aber hautnah erleben wir sie erst, wenn wir den Menschen unmittelbar begegnen und nicht nur als Tourist:innen in ihre Lebenswirklichkeit eintauchen. Partnerschaften zwischen Kirchenkreisen und Gemeinden in unserer Region mit Kirchengemeinden in Afrika, Lateinamerika und Asien eröffnen uns solche Zugänge. So lebt die partnerschaftliche Arbeit vom Miteinander-Lernen und vom Teilen.“
Die wichtigste Säule der Partnerschaftsarbeit bleibe die direkte Begegnung, heute ergänzt durch die Möglichkeiten des Internets. „Partnerschaft ist eine lebendige Beziehung. Sie kann genauso aufregend, manchmal anstrengend und oft beglückend sein wie eine Beziehung zwischen zwei Menschen. Partnerschaft ist ein Stück Weggenossenschaft in dieser Welt.“
"Brücken bauen zwischen Nord-Süd, Ost-West"
Und weiter: „Im Idealfall sind unsere Partnerschaften Brücken zwischen Nord und Süd, Ost und West. Sie sind Wege, um nachhaltig die alten Gräben und Grenzen zwischen den Kontinenten zu überwinden. Menschen lernen bei den gegenseitigen Besuchen, die nicht selten vorhandene Fremdheit zu überwinden und Interesse am Gegenüber zu entwickeln. An die Stelle von vielfach verbreiteten Klischees tritt die Erfahrung der persönlichen Begegnung. Unsere Mitbewohner:innen auf dieser Erde bekommen einen Namen und ein Gesicht; sie werden zu Nächsten und nicht selten zu Freunden. In Zeiten, in denen überwunden geglaubte nationale Egoismen wieder Boden gewinnen, werden Menschen, die sich in den von der Kraft des gemeinsamen Glaubens getragenen Partnerschaften begegnen, zu Botschafterinnen und Botschaftern der Verständigung und Versöhnung.“
Freilich weiß der 64-Jährige aus langjähriger Erfahrung, dass man auch in Partnerschaften bis heute noch manchmal gegen Paternalismus und manche Ansätze von Bevormundung ankämpfen müsse. Partnerschaft auf Augenhöhe sei noch längst nicht überall verwirklicht. Oft gebe es noch ein Gefälle zwischen Gebenden und Empfangenden. „Es ist an uns selbst, dies zu überwinden.“ Dabei könnten die Erfahrungen der vielen ökumenischen Freiwilligen hilfreich sein.
Gemeinsam auf dem Weg: Vielfältig ist das Berliner Missionswerk mit den Partnerschaften nach Simbabwe, Tansania, Südafrika, Äthiopien, Indien, Kuba, den Gemeinden an der Wolga oder Ägypten und vielen anderen auf dem Weg. Künftig allerdings wird das Werk diese Wege ohne den erfahrenen und kompetenten Partnerschaftsreferenten gehen müssen.
"Partnerschaften verbinden, weltweit" (WeltBlick 1/2022, PDF) >>