Auf den Spuren der Vergangenheit

Dr. Martin Frank, Meike Waechter, Dr. Ohiniko Mawussé Toffa und Ilja Labischinski. ©Gerd Herzog

Auseinandersetzung mit der Vergangenheit

Wie ist mit Objekten umzugehen, die aus kolonialen Kontexten stammen? Welche Verantwortung trägt eine Missionsorganisation bei der Aufarbeitung ihrer Kolonialgeschichte? Diese Fragen standen im Mittelpunkt eines Gesprächs in der Ausstellung „Mission: Reflexion“ des Berliner Missionswerks. Zu Gast waren die Provenienzforscher Dr. Ohiniko Mawussé Toffa und Ilja Labischinski von den Staatlichen Museen zu Berlin. Gemeinsam mit Dr. Martin Frank, Afrika-Referent des Missionswerks, und Meike Waechter, Gemeindereferentin, tauschten sie sich über den Umgang mit historischen Funden aus der Kolonialzeit im kirchlichen Kontext aus.

Im Rahmen der Ausstellung wurden im Archiv des Werks verschiedene Objekte entdeckt, die einst von Missionar:innen gesammelt worden waren - darunter abgeschnittene Zöpfe von Menschen aus China, deren Herkunft unklar ist. „Seitdem ist es unser Anliegen, die Geschichte dieser Objekte zu erforschen und zu lernen, wie wir mit solchen sogenannten „human remains“ umgehen können“, erklärte Martin Frank.

Systematische Provenienzforschung gibt es im Missionswerk derzeit nicht. Aus diesem Grund suchen Dr. Frank und Waechter den Kontakt zu Expert:innen wie Toffa und Labischinski: „Uns ist wichtig, dass wir uns mit Institutionen dieses Bereichs vernetzen. Bei ihrem Rundgang durch die Ausstellung zeigten sich die beiden Experten beeindruckt von der zeitgemäßen Auseinandersetzung des Missionswerks mit seiner Vergangenheit. „Die Konzeptualisierung – insbesondere die Einbindung multipler Perspektiven und internationaler Partner:innen – ist sehr gelungen“, lobte Labischinski. Toffa hob zudem den sensiblen und reflektierten Umgang mit Sprache hervor.

Eine eigene Herkunftsforschung übersteigt die Möglichkeiten des Missionswerkes. „Darüber hinaus erfordert die Aufarbeitung viel Zeit, Geduld und Fingerspitzengefühl. Als Provenienzforscher:in bringt man oft unbequeme und schmerzhafte Aspekte der Institutionsgeschichte ans Licht“, erklärte Labischinski. Dabei ist die Provenienzforschung ein noch vergleichsweise junges Forschungsfeld, das von interdisziplinärer Zusammenarbeit lebt. Gleichzeitig wirft sie Fragen nach der Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit solcher Projekte auf. „Wir befinden uns in einem sehr spannenden Moment, in dem wir noch aktiv an der Gestaltung dieses Forschungsbereichs mitwirken können“, resümierte Labischinski.

Alle Infos zur Ausstellung unter www.berliner-missionswerk.de/ueber-uns/missionreflexion