Londoner Bischöfin wird Ehrendompredigerin

Zeichen der Ökumene und Ehrung der Person

„Der Advent bringt unsere Vorstellung von einem weltfernen Gott, der hoch oben in den Wolken haust, ins Wanken“, sagt die Londoner Bischöfin Sarah Mullally im Gottesdienst zum 2. Advent. Gottes Kommen nehme Fahrt auf, „das ist ein Zeichen der Hoffnung für Menschen, die sich nach Weltveränderung sehnen und auf sie warten. Denn Krisen, so Bischöfin Sarah, gebe es viele: „Würde der Evangelist Lukas heute in der zerbrechlichen Welt leben, ich wäre neugierig, welche Zeichen der Zeit er benennen und wie er sie erkennen würde.“


Mit diesen Gedanken eröffnete Sarah Mullally ihre Predigt im Berliner Dom. Dass die Bischöfin aus London - ihre Diözese ist dem Berliner Missionswerk und der EKBO partnerschaftlich eng verbunden - an diesem Adventssonntag auf der Kanzel des Domes predigte, ist nicht alltäglich. Sondern Ausdruck einer besonderen Ehre: Die Domgemeinde verlieh in diesem Gottesdienst die Ehrendompredigerinwürde an die Londoner Bischöfin. „Wir sind froh, dass Sarah Mullally diese Ehre akzeptierte“, so Dompredigerin Dr. Petra Zimmermann. Die Ehrung solle ein Signal sein - für die ökumenische Zusammenarbeit, aber auch für eine Persönlichkeit, „die überall dort ihre Stimme erhebt, wo Entscheidungen über brennende Probleme der Gegenwart getroffen werden“, so die Ankündigung aus der Webseite des Domes.


 „Seit ich das letzte Mal hier im Berliner Dom war, gab es den Brexit mit all seinen Konsequenzen“, hob Bischöfin Mullally in ihrer Predigt eindrücklich hervor, „eine globale Pandemie, eine Lebenshaltungskrise und neue Konflikte in der Welt“. Der Evangelist Lukas würde vielleicht davon sprechen, dass den Völkern bange werde, dass die Menschen vergehen vor Furcht. Gerade angesichts der vielen Krisen „ist das Kommen des Menschensohnes ein Hoffnungszeichen für Menschen, die in großer Not sind und leiden“.


Die vertragliche Partnerschaft zwischen der Diözese London der Kirche von England und der (damals noch) Evangelischen Kirche-Berlin-Brandenburg besteht seit 1999 und ist auf die EKBO übergegangen. Der Vertrag erkennt auf Basis der Erklärung von Meißen die Ämter gegenseitig an und verpflichtet die beiden Kirchen, so viel wie möglich gemeinsam wahrzunehmen: „… Berlin und London kommt als Hauptstädten in der Europäischen Union eine besondere Bedeutung zu. Die damit verbundenen Aufgaben und Chancen für die Kirchen können wir an vielen Stellen gemeinsam wahrnehmen.“ Auch wenn London nun nicht mehr Teil der Europäischen Union ist, so bleiben die Verabredungen bestehen, die sich aus der Vereinbarung ergeben – trotz oder gerade wegen des Brexits.