Überwältigender Empfang
Rund zwei Jahre hat es gedauert, bis das Wasserprojekt der äthiopischen Mekane Yesus Kirche in der Region Boreda fertiggestellt werden konnte. Die Realisierung hatte sich immer wieder verzögert, weil der Krieg im Norden Äthiopiens zu Inflation und Lieferengpässen führte.
„Das war nicht die einzige Schwierigkeit“, erläutert Afrikareferent Dr. Martin Frank, der gemeinsam mit zwei Vertreter:innen des Berliner Kirchenkreises Nord-Ost bei der Einweihung dabei sein durfte. „Aufgrund des schlammigen Bodens war der Hang immer wieder abgerutscht. Erst mit Eisenbeton gelang es, den zentralen Behälter zu gießen. Alle Materialien mussten erst aus Addis Abeba geholt werden, das 600 Kilometer entfernt liegt, und dann an diese unwegsame Selle transportiert werden, den Rest des Weges auf dem Rücken der Einheimischen.“
Umso glücklicher zeigten sich daher die Menschen bei der Einweihung des Brunnensystems. Neben den deutschen Gästen waren die Kirchenleitenden der evangelischen Mekane Yesus Kirche aus Arba Minch dabei sowie Vertreter der Region Boreda wie auch der betroffenen Kommunen.
„Wir waren sehr gespannt, das neue Projekt zu sehen, das unsere Partnerkirche in Zusammenarbeit mit den Kommunen und der lokalen Bevölkerung ausgeführt hatte“, so Dr. Frank. „Und so standen wir dann dort, umgeben von smaragdgrün leuchtenden Hügeln auf 2.000 Metern Höhe. Ein steiler Pfad schlängelte sich am Hang entlang abwärts. Er führte an einigen Gehöften vorbei zu einem frisch einbetonierten Behälter, der das Wasser aus vielen kleinen Quellen sammelt ... Auf dem Weg nach unten umarmte mich vor Freude eine Frau am Straßenrand spontan – sehr ungewöhnlich in einem Land, in dem Frauen oft unsichtbar sind und abseits der Männer agieren.“
Am Behälter unten angekommen, sahen die Gäste den weiten Weg der Wasserleitung: Zuerst mündet sie in den ersten Anschluss für die umliegenden Bauern, dann verschwindet sie hinter den Hügeln und erreicht ein weiteres Auffangbecken. Von dort führt sie hinter die Berge ins Tal zu den Dörfern.
Auch dort wurde die Gruppe überschwänglich empfangen: „Alle Dorfbewohner:innen versammelten sich und setzten sich an Schulbänke, die sie aus der Grundschule aufs freie Gelände getragen hatten.“ Nun hieß es für die Gäste mit Scheren den letzten Wasseranschluss freigeben! Und danach natürlich: ausgiebige Feierlichkeiten, mit vielen Reden und zahlreichen Delikatessen, wie etwa rohes Fleisch, das mit scharfer Sauce auf Injerra serviert und mit einem Dolch abgesäbelt wird, und natürlich mit äthiopischem Espresso.
Die Ältesten der Gegend verpflichteten sich öffentlich, für den Erhalt der Wasserleitung zu sorgen: „Der im Ort zuständige Älteste dankte Gott auf Knien, dass er noch erleben dürfe, dass das Wasser tatsächlich ins Dorf kommt.“ Auch Pfarrerin Nana Dorn, die gemeinsam mit Heinz-Peter Frank den Kirchenkreis Nord-Ost vertrat, und Dr. Martin Frank als Vertreter des Berliner Missionswerkes nutzen die Gelegenheit, zu den versammelten Menschen zu sprechen.
Heute blickt Martin Frank bewegt und begeistert zurück: „Was für einen überwältigenden Empfang haben wir geschenkt bekommen! Eindrücklicher hätten wir nicht erleben können, wie grundlegend ein Wasseranschluss für ein gutes Leben ist!“
Finanziert wurde das jüngste Wasserprojekt in Äthiopien mit Gesamtkosten in Höhe von 71.000 Euro durch den Berliner Kirchenkreis Nord-Ost (54.000 Euro) und das Berliner Missionswerk (17.000 Euro).
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