Als Gastpredigerin im Epiphaniasgottesdienst in der Berliner Marienkirche hat Margot Käßmann am Donnerstagabend die religiöse und gesellschaftliche Relevanz von Missionsarbeit betont. Die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland war auf Einladung der Gossner Mission in die Hauptstadt gekommen. Der Gottesdienst und der anschließende Empfang im Roten Rathaus markierten auch den Auftakt des Jubiläumsjahres der Gossner Mission und den Beginn einer engen Kooperation mit dem Berliner Missionswerk.
Respekt, Solidarität und Aufmerksamkeit für die Schwachen seien die Kennzeichen von Begegnungen, in denen Gottes Liebe erkennbar wird – „und so geschieht Mission bis heute“, sagte Käßmann in ihrer Predigt in der vollbesetzten Marienkirche. Gerade die Arbeit der Gossner Mission, die im Jahr 1836 von Pfarrer Johannes E. Goßner in Berlin gegründet wurde, zeichne sich durch ihre Bereitschaft zur Konfrontation mit den Mächtigen und ihren Einsatz für die Schwachen aus. „Jesus selbst wird sagen, dass wir ihm begegnen, wann immer wir Hungernde speisen, Gefangene besuchen, Fremde aufnehmen. Nur wer das ignoriert, kann behaupten, Theologie und Kirche – und auch die Mission – dürften nicht politisch sein“, so Käßmann.
In ihrer Predigt schlug sie den Bogen von den Weisen aus dem Morgenland zum 175. Jubiläum der Gossner Mission. So wie die Weisen sich gegen König Herodes wandten, indem sie ihm nicht den Geburtsort Jesu verrieten, so hätten sich auch die Gossner-Missionare nicht mit den Mächtigen gemein gemacht. Die entsprechende Versuchung sei groß – „auch in der Kirche“. „Macht macht verführbar und der Glanz der Macht ist anziehend“, so Käßmann. Die Gossner-Missionare hingegen hätten sich gerade in ihrer kontinuierlichen Arbeit unter den indischen Ureinwohnern, den Adivasi, nicht auf Verkündigung beschränkt, sondern sich entschieden für deren Rechte eingesetzt. „Solches Eintreten bringt Konfrontation mit sich. Es zeichnet die Gossner Mission aus, dass sie diese Konfrontation nicht gescheut hat.“
Mit einem kritischen Blick auf die Missionsgeschichte gab Käßmann zu bedenken, dass erst gelernt werden musste, dass Gott in Freiheit, ohne Gesetz und Zwang wirken kann. „Mission durch Begegnung, mit Respekt vor dem Fremden, das ist eine gut biblische Haltung.“ So wie die Fremden aus dem Morgenland dem Kind Respekt gezollt hätten, so führe auch Mission zu interkulturellen Begegnungen, die von gegenseitiger Achtung und einem Blick für die Schwachen geprägt seien. „Mission meint gerade nicht Abgrenzung, sondern Öffnung, Hinschauen, Aufmerksamkeit für die Menschen am Rande.“
Für Käßmann war die Predigt in der Marienkirche der erste öffentliche Auftritt nach ihrer Rückkehr aus den Vereinigten Staaten, wo sie in Atlanta als Gastdozentin gearbeitet hatte. Auch für die Gossner Mission und das Berliner Missionswerk begann mit dem gemeinsamen Epiphaniasgottesdienst ein neuer Abschnitt. Um ihre Kompetenzen zu bündeln, schlossen sich beide Missionswerke zum Jahreswechsel zu einer engen Kooperation zusammen. „So wird das Jahr 2011 uns nach diesem Höhepunkt zu Beginn sicherlich noch zahlreiche große und spannende Momente bescheren“, freut sich der Direktor des Berliner Missionswerkes, Roland Herpich, auf die Zusammenarbeit.
Das Predigmanuskript finden Sie <link file:278>hier.
Pressemitteilung, Berlin, 7. Januar 2011
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