Kirche steht vor großen Herausforderungen

Begegnung in Japan. ©Jutta Klimmt

Kirche steht vor großen Herausforderungen

Kirchliche Arbeit so gestalten, dass junge Leute sich wieder begeistern: ein zentrales Thema im Kyodan, der Vereinigten Kirche Christi in Japan. Eine Delegation des Berliner Missionswerkes war vor Ort.

„Die Jugend in Japan steht unter extrem hohem Leistungsdruck“, betont Shoko Aminaka, Generalsekretärin der japanischen Partnerkirche, im Gespräch mit der Delegation des Berliner Missionswerkes in Tokio. Jugendliche wollten sich heute zwar wieder treffen, austauschen, miteinander feiern, „aber sie wollen sich nicht binden“.

Ähnliches erlebt Professor Nozomu Hiroishi sowohl in seiner eigenen Gemeinde als auch an der Rikkyo-Universität in Tokio, an der er Theologie unterrichtet. Die jungen Leute - manche christlich, die meisten aber nicht - feiern dort begeistert Gottesdienste mit, aber sie zögern, sich darüber hinaus zu engagieren. „Das ist ein großes Problem für unsere Kirche.“

Überalterung der Gesellschaft, Überalterung vieler Gemeinden: ein zentrales Thema beim Treffen in der Zentrale des Kyodan, der Vereinigten Kirche Christi in Japan. Und ein Thema, das auch die deutschen Gäste bewegt.

„Wie können wir junge Menschen besser erreichen? Wie lässt sich kirchliche Arbeit so gestalten, dass junge Menschen Vertrauen fassen und sich begeistern? Das bewegt uns auch in Deutschland“, betont Harald Geywitz, Präses der Landessynode der EKBO. Die Einbeziehung der Jugend sei von großer Relevanz für die Zukunft. „Junge Menschen können Türen öffnen; sie bringen frische Impulse mit, die unsere Kirchen brauchen.“

Weitere Gesprächsthemen zeigen, von welch großer Bedeutung die weltweite Vernetzung ist. Wie  mit der Pandemie-bedingten Vereinzelung und Vereinsamung umgehen? Die damals eingeführten Livestream-Gottesdienste ergänzend beibehalten? Wie aber dann die alten Menschen mitnehmen? Wie Geflüchtete und Fremdsprachige in die Gemeindearbeit integrieren? Auf welche Weise den interreligiösen Dialog stärken?

Dr. Ursula Schoen, Direktorin der Berlin-Brandenburger Diakonie, interessiert sich zudem für die Strukturen und Finanzierung der christlichen Schulen und Krankenhäuser in Japan. Auch das Thema Erinnerungskultur wird von ihr zur Sprache gebracht. In der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg  haben christliche Kirchen in beiden Ländern Schuld auf sich geladen.

„Der Austausch über Ländergrenzen hinweg, interkulturelles Lernen und Begegnen - das ist ungemein wichtig für unsere Kirche und unsere Gesellschaft“, regt Dr. Christof Theilemann einen Freiwilligenaustausch an, wie es ihn zwischen dem Berliner Missionswerk und den benachbarten Kirchen in Taiwan und Südkorea bereits gibt. „Wir sind eine große christliche Familie“, bestätigt die Generalsekretärin. Weitere Gespräche dazu sind geplant.

Die Vereinigte Kirche Christi in Japan ist die größte protestantische Kirche des Landes. Sie hat rund 200.000 Mitglieder, Tendenz fallend. Das protestantische Christentum kam Mitte des 19. Jahrhunderts durch amerikanische Missionare nach Japan. Insgesamt bekennt sich in Japan rund ein Prozent der Bevölkerung zum christlichen Glauben.  

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