Missionshaus: Zeitzeugen zu Besuch

Nach 40 Jahren: Wiedersehen unter der Glocke

Wiedersehen nach 40 Jahren

Erstes Wiedersehen nach fast 40 Jahren: Ehemalige Studenten des Paulinums trafen sich im Berliner Missionswerk. Hier am Friedrichshain hatte das Paulinum von 1949 bis 1993 seinen Sitz.

Die Glocke hing schon im Treppenhaus, als die sechs Besucher von 1980 bis 1984 Studenten am Paulinum waren. Zwischen 1949 und 1993 hatte die theologische Ausbildungsstätte ihren Sitz in den Gebäuden der Berliner Mission am Friedrichshain: „Damals herrschte ein besonderer Geist, wir waren eine verschworene Gemeinschaft“.

In der DDR war die Ausbildung begehrt: 1980 gab es dreimal so viele Bewerber wie Plätze. Trotz der einfachen Bedingungen: „Elf Mann in einem Schlafsaal, direkt unter dem Dach, das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen“. Nach dem Studium trennten sich ihre Wege, die Absolventen übernahmen Gemeinden, wurden Schulpfarrer oder gingen in die Jugendarbeit; nach Sachsen, Brandenburg oder an die Küste: „Das Paulinum hat das Korn gesät“.

Im September trafen sie sich im Berliner Missionswerk zum ersten Mal wieder, nach fast 40 Jahren. Gemeindedienst-Referentin Meike Waechter führte durchs Haus, Direktor Dr. Christof Theilemann begrüßte die Gäste.

Den heutigen Direktor verbindet eine besondere Geschichte mit den Besuchern: „Ich war damals am Sprachenkonvikt, und wir haben gegen die Paulianer Fußball gespielt. An meine Tore kann ich mich genau erinnern, ein Kopfballtor und einen Fernschuss aus 30 Metern!“.

Am 29. November wollen die ehemaligen Paulianer wieder ins Missionshaus kommen: zum Tag der offenen Tür. Als Besucher – und als Zeitzeugen, die spannende Geschichten über das Leben im Missionshaus erzählen können.

Das "Paulinum" diente von 1946 bis 1999 als Ausbildungsstätte für Pfarrer und Prediger im Zweiten Bildungsweg. Studieren konnte, auch ohne Abitur, wer eine abgeschlossene Berufsausbildung hatte, Erfahrungen im Berufs- und Gemeindeleben sowie mindestens 21 Jahre alt war. Zunächst Männern vorbehalten, konnten ab den 1950er Jahren auch Frauen am Paulinum studieren. Es wurde von der damaligen Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg gemeinsam mit anderen Landeskirchen und kirchlichen Werken der DDR getragen. Ursprünglich für "Spätberufene" gegründet, bot es später auch Schülern ohne Abitur einen Weg ins Pfarramt an. Die Ausbildung dauerte anfangs zwei Jahre und wurde später auf vier Jahre ausgedehnt, wodurch die Absolventen den akademisch ausgebildeten Theologen gleichgestellt wurden. Insgesamt waren etwa 1000 Personen immatrikuliert, darunter ab den 1950er Jahren auch Frauen.