Ordination von Sally Azar als erste Pfarrerin Palästinas

Erste Frauenordination in der ELCJHL

Die Ordination von Sally Azar am 22. Januar 2023 ist die erste Frauenordination einer Kirche mit Sitz in Palästina. Sie findet in der Jerusalemer Erlöserkirche unter der Teilnahme vieler ökumenischer Gäste statt, darunter eine Delegation des Jerusalemsvereins sowie eine des Berliner Missionswerkes, der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) und der Evangelischen Landeskirche Anhalts.

Die erste Frauenordination in Palästina steht in der Tradition einer sehr aktiven Frauenarbeit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land (ELCJHL). Die Kirche ist in der palästinensischen Gesellschaft eine Wegbereiterin für die Gleichberechtigung von Frauen. So ist für sie die Frauenordination ein ureigenes Anliegen als lutherisch-arabische Kirche.

Stimmen aus der ELCJHL zur ersten Frauenordination in Palästina

Bischof Sani Ibrahim Azar betont die feste Verwurzelung der Gleichberechtigung in seiner Kirche: „Wir als Christen glauben, dass Gott auf dieser Erde Frauen und Männer gleich erschaffen hat. Das Recht, eine Pfarrerin zu sein, ist ein Recht, das Gott den Frauen gegeben hat ... Wir haben viele positive Erfahrungen mit der Frauenarbeit in der lutherischen Kirche gemacht. Frauen beteiligen sich seit Jahrzehnten in den unterschiedlichen kirchlichen Arbeitsbereichen ... In unserer Kirche sind Ärztinnen und Lehrerinnen, die eine starke Stimme in der Gesellschaft haben. Und wenn eine Frau eine starke Stimme in der Gesellschaft hat, soll sie auch eine starke Stimme in der Kirche haben. Durch die Ordination können Frauen nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch im kirchlichen Leben eine wichtige Rolle übernehmen.“

Pfarrer Dr. Munther Isaac (Bethlehem und Beit Sahour) erhofft sich von der ersten Kollegin im Pfarramt auch eine theologische Bereicherung: „Eine Pfarrerin als wichtige religiöse Amtsträgerin zu haben, ist ein Teil des Beitrages unserer Kirche zur Befreiung von Frauen in der Gesellschaft ... Frauen lehren aus ihrer eigenen Perspektive, die sich von einer männlichen unterscheidet. Deshalb sind unser Bibelverständnis und unsere Theologie nur vollständig, wenn wir religiöse Texte von beiden Perspektiven aus untersuchen, der weiblichen und der männlichen ... Als Kirche haben wir die Verantwortung, die Botschaft an alle Christen in Palästina weiterzugeben, … dass es unser Verlust ist, wenn Frauen nicht in der Kirche dienen.“

„Ich hoffe, dass die arabische Welt und insbesondere unser palästinensisches Volk diesen positiven Schritt akzeptieren und dem Beispiel der lutherischen Kirche folgen.“, ergänzt Pfarrer Ashraf Tannous (Beit Jala).

Sally Azar – eng mit Deutschland verbunden

Sally Azar ist in Jerusalem aufgewachsen und besuchte dort die deutsche Schmidt-Schule. In Beirut, Göttingen sowie in Hermannsburg hat sie Evangelische Theologie studiert. Ihr Vikariat absolvierte sie innerhalb der EKBO, in der Johanneskirchengemeinde Berlin-Frohnau, unterstützt und finanziert von der Evangelischen Landeskirche Anhalts. Nach ihrer Ordination wird sie Pfarrerin der englischsprachigen ELCJHL-Gemeinde an der Erlöserkirche in Jerusalem.

Über ihren Weg ins Pfarramt sagt Sally Azar: „Im Laufe der Jahre habe ich meine Berufung erkannt, Pfarrerin zu werden, in meine Heimat zurückzukehren und in der ELCJHL zu dienen … Es ist wunderbar, dass nun endlich eine Pfarrerin in Palästina ordiniert wird. Ohne Zweifel gibt es viele Herausforderungen, insbesondere hinsichtlich der Gleichberechtigung. Sicherlich wird es viele geben, die das ablehnen. Durch meine Ordination zur Pfarrerin gehen wir aber einen Schritt vorwärts und zeigen, dass Frauen gleiche Rechte haben. Hoffentlich wird sich durch meine Ordination und meinen Dienst etwas ändern.“

Dr. Simon Kuntze, Geschäftsführer des Jerusalemsvereins und Nahostreferent des Berliner Missionswerkes ist überzeugt: „Ich wünsche Sally Azar Gottes Segen und Kraft für Ihren Dienst in Jerusalem und in der Westbank. Sie spielt bei der Vorbereitung des Weltgebetstages 2024, der aus Palästina kommen wird, eine wichtige Rolle, und ich freue mich, dass wir dazu in Kontakt bleiben werden.“ Schon im Mai werden engagierte Frauen aus Berlin und Brandenburg, die den Weltgebetstag 2024 zu Palästina  vorbereiten, sie treffen, im Rahmen einer vom Berliner Missionswerk geplanten Multiplikatorinnenreise ins Heilige Land.

ELCJHL Women’s Ordination Short Documentary (Youtube-Video)

Deutschlandfunk: Vor der Ordination der ersten arabisch-lutherischen Pastorin in Palästina