Nach alten Quellen wurden die Bäume im Jahr 1910 von den Kaiserswerther Diakonissen selbst gepflanzt und seither auch geerntet. Früher war dies ein großes Ereignis für alle Schülerinnen und Schüler, Generationen erinnern sich noch an den Ausflug nach Jerusalem und den Spaß und die Freude bei der gemeinsamen Ernte und dem leckeren Essen.
Dieses Jahr war – wie schon im Vorjahr – alles anders: Trotz rechtzeitiger Beantragung hat Talitha Kumi keine Genehmigung für die Schüler, die Mädchen des Internates, die Lehrer oder die Gärtner erhalten, nach Israel zu reisen. Dank des unermüdlichen Einsatzes von Volontären und Freiwilligen aus Jerusalem konnten aber über 1.000 kg Oliven geerntet werden.
Auch die Klasse 7 des DIAP-Bereiches (1) hatte so lange gebohrt, dass es Ihr möglich wurde, nach Jerusalem zu fahren, da die Siebtklässler auf Grund ihres Alters noch keine Genehmigung brauchen um nach Israel zu reisen. Welch ein Aufatmen, endlich mal wieder in Jerusalem zu sein, das man sonst nur vom Dach unserer Schulkirche aus sehen kann. Und dann die Ernte:
Und so versammelten sich Schüler und Volontäre in kleinen Gruppen und pflückten die Oliven von Hand bei herrlichem Sommerwetter und einem atemberaubenden Blick über die judäische Wüste bis zum Toten Meer. Begeistert kletterten die Schülerinnen und Schüler in den Bäumen herum, von allen Seiten purzelten die Oliven nach unten und wurden dort eingesammelt. Immer wieder versuchten die Schüler mit den Volontären in Englisch zu sprechen, doch die Volontäre waren hart, sie wurden vorher instruiert: Es wurde nur Deutsch gesprochen!
Die Oliven wurden täglich nach Beit Jala transportiert und dort von Hand verlesen und gereinigt und anschliessend in der alten Olivenpresse von Beit Jala kalt gepresst. Hierzu werden die Oliven zuerst mit zwei sehr alten Steinen zermahlen und anschließend wird das Öl gepresst. Diese Pressung ist zwar weniger ergiebig wie das industrielle Pressen, das Öl ist jedoch außerordentlich hochwertig, absolut naturbelassen und sehr schmackhaft.
Talitha Kumi wird das Öl nun in mundgeblasene Karaffen aus Hebron abfüllen und verkaufen. Der Erlös des Verkaufes dient zu 100 % der Unterstützung der Arbeit der Schule in Talitha Kumi und soll u. a. ermöglichen, dass auch Kinder aus armen Familien, die das Schulgeld nicht bezahlen können, in die Schule oder in das Internat aufgenommen werden können.
Bernhard Scheurenbrand, Talitha Kumi, 03.11.2009
(1) DIAP = Deutsche Internationale Abitur Prüfung