Christliche Frauen in Palästina sehr engagiert
„Erzählt in Deutschland, wie es wirklich ist“: Der Weltgebetstag 2024 wird von Frauen aus Palästina gestaltet. Zur Vorbereitung bot das Berliner Missionswerk eine Reise für Multiplikatorinnen ins Heilige Land an.
Von der Reise nach Palästina nahmen die Multiplikatorinnen viele Aufträge mit nach Hause: von christlichen Frauen, die sich für die Gleichberechtigung ihrer Kirche engagieren; von muslimischen Frauen, die sich um die Sicherheit ihrer Kinder sorgen und von israelischen Frauen, die sich nach einer Lösung des jahrzehntealten Konfliktes sehnen und dafür auf die Straßen gehen und demonstrieren.
„Ich hatte damit gerechnet, viel zu erfahren, zu sehen, zu hören, die Lebenssituation der Menschen kennen zu lernen, den Konflikt besser zu verstehen und die Geschichte“, betont Gemeindedienstreferentin Meike Waechter, die die Gruppe begleitete. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass das Mitteilungsbedürfnis auf allen Seiten so groß sein würde. Immer wieder hörten wir die Bitte: „Erzählt in Deutschland, wie es wirklich ist.“
Weltgebetstag: Informiert beten, betend handeln
Diese Bitte passt zum Anliegen des Weltgebetages. Das Motto: „Informiert beten, betend handeln!“ prägt den Weltgebetstag seit Jahrzehnten. 2024 wird der Weltgebetstag die Situation von Frauen in Palästina besonders in den Blick nehmen.
Die Christ:innen sind eine kleine Minderheit im Land. In der Westbank und Ostjerusalem gehören etwa zwei Prozent der Bevölkerung einer Kirche an. Sie sehen sich in der direkten Tradition der Urgemeinde stehend. Das Leben ist sehr patriarchal geprägt. Trotzdem oder genau deshalb gibt es viele engagierte, christliche Frauen in Palästina. Für alle, sowohl für Muslim:innen als auch für Christ:innen ist der Alltag von der israelischen Besatzung geprägt. Die Mobilität ist eingeschränkt, die Sicherheitslage angespannt. Viele Menschen sind traumatisiert. Sie glauben nicht mehr an eine bessere Zukunft. Eine Lösung des Konfliktes zwischen Israel und Palästina ist in weite Ferne gerückt.
Frauen aus Palästina erzählen von ihrem Alltag
„Wir als Deutsche blicken auf diesen Konflikt anders als auf andere Konflikte in der Welt. Durch die Schuld der Shoa sind wir Israel anders verbunden als anderen Ländern. Das Sicherheitsgefühl der Israelis fußt in der gewaltvollen Geschichte, die wir mit zu verantworten haben. So sind wir keine neutralen Beobachter:innen, sondern Israel und Palästina immer im doppelter Solidarität verbunden“, so Pfarrerin Meike Waechter.
Zwangsläufig sei die Perspektive der palästinensischen Frauen, die die Weltgebetstagsliturgie erarbeitet haben, eine einseitige Perspektive. Waechter: „Es ist ihre Perspektive und sie erzählen von ihrem Alltag. Aber durch unsere Geschichte haben wir die Verantwortung, dass wir hier in Deutschland, diese Perspektive ergänzen. Zur Vorbereitung des Weltgebetstages gehört es deshalb für mich, die umfassende Komplexität des Konfliktes anzusprechen.“
Über Konfessions- und Ländergrenzen hinweg engagieren sich Frauen seit vielen Jahren beim Weltgebetstag dafür, dass Mädchen und Frauen überall auf der Welt in Frieden, Gerechtigkeit und Würde leben können. So entstand die größte Basisbewegung christlicher Frauen weltweit. Der Weltgebetstag wird alljährlich von Frauen aus unterschiedlichen Ländern vorbereitet; im März 2023 kam der Weltgebetstag aus Taiwan.
Beiträge zum Weltgebetstag auf der Webseite des Jerusalemsvereins >>