„Der Dienst entfaltet Wirksamkeit“: Matthias Puppe im Porträt
Matthias Puppe folgt dem Motto „Suchet der Stadt Bestes“ und versteht die Kirche seit jeher als wichtigen Teil des gesellschaftlichen Lebens, von der Jugendarbeit in Brandenburg an der Havel bis zur Koordination der Ukraine-Hilfe im Berliner Missionswerk. Seit Jahresbeginn ist er - als Nachfolger von Dagmar Apel -landeskirchlicher Pfarrer für Migration/Integration; am 26. Januar wird er in der Potsdamer Friedenskirche feierlich in sein Amt eingeführt.
„Der Dienst entfaltet Wirksamkeit“, sagt Matthias Puppe, wenn man ihn fragt, warum er sich auf seine neue Aufgabe freut: Landeskirchlicher Pfarrer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz im Berliner Missionswerk. Mit dem biblischen Leitspruch „Suchet der Stadt Bestes“ beschreibt Puppe ein Lebensmotto, das ihn seit langem prägt. Für ihn ist diese Arbeit gelebte Verkündigung, „ein kirchlicher Dienst, der mitten in die Gesellschaft gehört.“
Die kirchliche Arbeit im Bereich Migration und Integration basiert auf dem christlichen Menschenbild, den allgemeinen Menschenrechten und einer gerechten Sozialordnung. In einer zunehmend interkulturellen Gesellschaft ist es entscheidend, Prozesse der Selbstvergewisserung und Identitätsbildung zu fördern, den Umgang mit gesellschaftlicher Vielfalt zu üben und Konfliktfähigkeit sowie Aushandlungsprozesse in gegenseitigem Respekt zu stärken. Der Beauftragte für Migration und Integration berät Kirchengemeinden, unterstützt in Einzelfällen und beim Kirchenasyl, regt politische Initiativen an und kooperiert mit verschiedenen Akteuren. Er entwickelt Konzepte, qualifiziert Mitarbeitende und wirkt bei der Einwerbung finanzieller Mittel, der Öffentlichkeitsarbeit und bei Veranstaltungen mit.
Seit Juli 2022 koordiniert Matthias Puppe im Berliner Missionswerk bereits die Ukraine-Hilfe der Landeskirche. Besonders beeindruckt ihn, Geflüchteten aus der Ukraine zu begegnen, „mit ihren Sehnsüchten und Hoffnungen, trotz aller traumatischen Erlebnisse“. Deutschland habe „ohne viel Aufhebens,“ über 1,2 Millionen Ukrainer:innen aufgenommen, „großartig, was dieses Land geleistet hat“, sagt Matthias Puppe. „Ich freue mich, dass wir als Kirche Teil dieser Großzügigkeit sein dürfen.“
1965 wurde Matthias Puppe in Brandenburg an der Havel geboren, in eine „Drogistenfamilie,“ wie er schmunzelnd erzählt. Der Familienbetrieb, das „Drogen- und Farbenhaus Puppe“, bestand von 1903 bis 2006. Ein privates Unternehmen, das vom Kaiserreich bis ins wiedervereinigte Deutschland überlebte – durch NS-Diktatur und DDR hindurch. Nach der Schule machte Puppe eine Ausbildung zum Zahntechniker; von der Übernahme der Drogerie hatte sein Vater abgeraten.
Evangelisch geprägt wurde Matthias Puppe durch Familie, Freunde und die Kirchengemeinde St. Katharinen am Neustädtischen Markt. Bereits mit 18 Jahren wählte man ihn in den Gemeindekirchenrat. Besonders die Jugendarbeit lag ihm am Herzen, nur konsequent, dass er 1989 nach Potsdam ging, für ein Studium der Gemeindepädagogik. „Intensive Jahre“, sagt er rückblickend. Selbstorganisierte Seminare, Praktika und reformpädagogische Ansätze prägten nachhaltig sein Verständnis vom Lernen und vom Miteinander.
Nach dem Vikariat in Brandenburg arbeitete Puppe unter anderem in der offenen Jugendarbeit im „Café Contact“ auf der Dominsel seiner Heimatstadt. 1996 wurde er in Frankenfelde ordiniert und übernahm seine erste Pfarrstelle in Pritzerbe. „Bis 2011 erlebte ich dort die ganze Bandbreite der Gemeindearbeit“, zuletzt als amtierender Superintendent. 2011 wurde Puppe Superintendent im Kirchenkreis Wittstock-Ruppin und erlebte die Flüchtlingswelle von 2015 hautnah. „Das war ein Einschnitt“, erinnert er sich. Puppe organisierte Kirchenasyle, schuf Rahmenbedingungen für die Aufnahme und förderte die Willkommenskultur. Für ein halbes Jahr nahm er auch selbst einen Geflüchteten aus Eritrea auf
Es hat damals gut gepasst, dass er seit 2012 Sprecher der Initiative „Wittstock bekennt Farbe“ war, die sich gegen Rechtsextremismus engagiert. „Unser Ziel ist ein friedliches und offenes Wittstock ohne Naziaufmärsche und -übergriffe“ heißt es auf der Homepage und bis heute ist Matthias Puppe Ansprechperson. 2022 dann ein großer Schnitt, der Wechsel nach Berlin, ins Missionswerk, um die Arbeit mit Geflüchteten aus der Ukraine zu leiten. Seit Januar 2025 ist er nun landeskirchlicher Pfarrer für Migration und Integration. Die Herausforderungen nimmt er mit großem Elan an: „Der Dienst wirkt.“
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