"Wichtig, dass die Jugend Fragen stellt"
Berührende Begegnung: Auf einem Jugend-Workshop im südlichen Tansania, initiiert von Afrika-Referent Dr. Martin Frank und dem Bischof unserer Partnerkirche in der South Central Diocese (SCD), Wilson Sanga, sprachen die Teilnehmer:innen mit zwei Zeitzeugen der Kolonialzeit, Mzee Mwammala und Mzee Mwenentela: "Es ist so wichtig, dass die Jugend Fragen stellt". Beide sind im heutigen Makete Distrikt in den Southern Highlands geboren und erzählten von ihrem Leben und ihren Erinnerungen.
Der schon lange geplante Jugendaustausch, möglich geworden mit der finanziellen Unterstützung von Engagement Global mit Mitteln des BMZ und Brot für die Welt, ist ein beeindruckendes Beispiel für die gute Zusammenarbeit mit der Partnerkirche, der Evangelical Lutheran Church in Tanzania (ELCT), wie auch zwischen dem Leipziger und dem Berliner Missionswerk. Auf deutscher Seite nehmen vier junge Teilnehmende aus Berlin und vier aus Leipzig teil, auf tansanischer Seite acht Jugendliche aus der tansanischen Partner-Diözese. Die Leitung vor Ort haben Susann Küster-Karugia, Referentin aus Leipzig, und Kudra Jekela, Jugendbeauftragter aus Makete. Die überwältigende Resonanz der Jugendlichen auf die Themen der Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit sowie auf aktuelle globale Herausforderungen wie den Klimawandel zeigen, wie wichtig es ist, junge Menschen in den Dialog über historische und gegenwärtige Themen einzubeziehen.
Geschichte aus erster Hand
Die Begegnung mit den Zeitzeugen der Kolonialzeit bot den Jugendlichen die Möglichkeit, Geschichte aus erster Hand zu erfahren. Solche persönlichen Erzählungen verleihen den historischen Ereignissen ein Gesicht und machen sie greifbar. Denn es ist eine Sache, sich über die Kolonialzeit zu informieren, aber eine ganz andere, mit Menschen zu sprechen, die diese Ära selbst erlebt haben. Diese direkte Überlieferung von Erfahrungen ist unbezahlbar und kann dazu beitragen, ein tieferes Verständnis bei den jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu fördern wie auch ihre partnerschaftliche Gemeinschaft über Kontinente zu stärken. So bieten die Besuche historischer Orte wie des ehemaligen Sklavenortes Bagamoyo oder des ehemaligen Stützpunktes der "Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika" in Iringa, Diskussionen mit Klimaaktivisten sowie das Kennenlernen von Projekten, die sich auf klimaschonende Maßnahmen konzentrieren, den Jugendlichen eine umfassende Bildungserfahrung. Diese Erfahrungen können die Teilnehmenden inspirieren und motivieren, sich in ihrer jeweiligen Jugendarbeit zuhause wie auch in ihren eigenen Gemeinschaften für positive Veränderungen einzusetzen.
Die Auseinandersetzung mit Themen wie Kolonialismus und Klimawandel lösen komplexe Gefühle und Gedanken aus. Daher ist es während des Jugendaustauschs, der im September in Berlin und Leipzig fortgeführt werden wird, wichtig, Raum für offene Diskussionen zu schaffen, in denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von den Perspektiven anderer lernen können. Die Initiatoren hoffen, dass solche Workshops nicht nur die Teilnehmenden bereichern, sondern auch dazu beitragen, Brücken zwischen Kulturen und Kirchen zu bauen und ein tieferes Verständnis für die großen gemeinsamen globalen Herausforderungen zu fördern.