Segenswünsche zu Chanukka

„Mehr Licht… !“
 

Vom Wunder von Chanukka und der Advents- und Weihnachtszeit
 

Von Andreas Goetze
 

Das Vermissen ist so typisch für den Advent. Der Advent ist sehnsüchtig. Diese Zeit vor dem großen Fest ist voller Erwartung. Der Advent ist ungeduldig. „Wo bleibt es denn bloß, das Kind... Wo bleibt er bloß ? der Friede?“ Die vertrauten Lieder und Texte erzählen von einer großen Hoffnung. Aber noch ist es nicht so weit. Noch warten wir auf die vollkommene Erfüllung. Frieden und Gerechtigkeit stehen noch aus. Noch ist es ein Traum, was Jesaja erzählt. Und doch! Wir feiern schon. Unsere alten Lieder und Texte sind glücklicher als die Wirklichkeit. Auch die Vorfreude ist schon Freude.
 

Im Vermissen und in der Hoffnung sind sich Christ:innen und Jüdinnen und Juden einig. Das jüdische Chanukka-Fest heißt auch „Lichterfest“. Dieses Jahr beginnt es am 29. November und dauert acht Tage. Chanukka erinnert an ein Ereignis voller spiritueller und politischer Dimensionen. Wir schreiben das Jahr 164 v. Chr.: Das jüdische Volk stand unter griechischer Herrschaft und wurde gezwungen, griechische Götter anzubeten - sogar im Tempel, dem Zentrum des jüdischen Glaubens. Doch es rührte sich Widerstand um einen Mann namens Judas Makkabäus. Seine Leute kämpften so lange, bis der Tempel wieder befreit war. Ein Kampf für Religionsfreiheit. Allerdings gab es ein Problem: Die Menora, das ewige Licht, wäre beinahe erloschen. Es gab nur noch eine Flasche reines, heiliges Öl für einen einzigen Tag. Und da geschah das Wunder: mit dieser einen kleinen Flasche für einen Tag konnte das ewige Licht acht Tage lang brennen – bis das neue Öl fertig war. An dieses Wunder erinnert das jüdische Chanukka-Fest. Darum werden acht Tage lang die Kerzen an der „Chanukkia“, dem neunarmigen Chanukka-Leuchter, angezündet. Am ersten Tag wird das erste Licht entzündet, bis schließlich am achten Tag alle Kerzen brennen. Chanukka ist ein fröhliches Familienfest, es wird viel gesungen, gespielt und gegessen.
 

Ebenso im Advent: erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier: Wir erzählen mitten in der Dunkelheit fröhlich, trotzig von einem Wunder, das aus der Nacht eine Weih-Nacht, eine Heilige Nacht macht. Und der Advent mit seinen Kerzen bereitet uns darauf vor. Denn in Zeiten zunehmender Dunkelheit braucht es mehr Licht, nicht weniger. Das gilt jahreszeitlich, aber auch seelisch und weltpolitisch. Aufladen, auftanken. Es geht um neue, spirituelle Energie. Dem Wunder der Gnade und Zuwendung Gottes mehr vertrauen als den düsteren Prognosen. Nicht, weil wir naiv sind, sondern weil wir von Hoffnung leben.


Das Verbindende beider Festzeiten, so unterschiedlich sie sind, ist der Lobpreis der Wundertat Gottes, die Hinwendung zu Gott. „Chanukka“ bedeutet „Hingabe“ und bezieht sich auf die Wiedereinweihung des Heiligen Tempels. „Advent“ bedeutet Ankunft und bezieht sich auf die frohe Erwartung des göttlichen Friedensstifters. Bei allem, was geschehen mag: Advent und Chanukka erinnern auf je ihre Weise, dass die Situation bald besser sein könnte – zumindest besser auszuhalten.
 

Mitten in der Dunkelheit eine Melodie summen, ein Lied anstimmen. Sich die Hoffnung zusingen. Mit einem Lächeln ein Licht entzünden. „Chag Sameach“, fröhliche Festtage, heißt es an Chanukka. Und: „Fröhliche Weihnachten!“ Das Wunder ist, dass es immer noch Licht gibt in dieser Welt – wie dunkel es auch um mich herum sein mag und in meinem Innersten. Lasst uns Komplizen der Hoffnung sein, Licht sein, Brüder, Schwestern. Die Liebe möge bis in jede Ecke unserer Herzen leuchten. Wundervoll.